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Turkestan

Eine mennonitische Auswanderung mit Folgen

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  Eine Gruppe Mennoniten ist ins innerste Asien gezogen. Nach dem Erlass der russischen Regierung, dass die Mennonitenjünglinge den Militärdienst leisten müssten, waren tausende in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach Nordamerika ausgewandert. 1880 gibt es wieder eine Gruppe, die sich diesem Erlass nicht beugen will und sie wagt es, einen hohen Preis zu zahlen, um ihre Jünglinge davor zu befreien.

   Es gibt aber auch einen zusätzlichen Grund. Sie erwarten die Wiederkunft des Herrn, die nach Prophezeiungen im Innern Asiens geschehen soll.

   Die Gruppe macht nun ihren Zug in das fremde Asien, wo der Islam herrscht. Es gibt kaum Wege, sie muss durch Wüsten ziehen. Wir stellen aber fest, dass es schon regelmäßige Verbindungen mit den Machtzentren Russlands gibt. In Abständen von ungefähr 20 Kilometern gibt es Poststationen, wo Teilnehmer der Gruppe den Zurückgebliebenen Briefe abschicken können.

 

Asien. Taschkent, 1. Januar 1881.

     Im Herrn geliebte Geschwister und Eltern! Wir glauben doch, daß Ihr unsern zweiten Brief, den wir in Irgis auf die Post gegeben, werdet erhalten haben, hier folgt nun der dritte.

    Den 20sten Okt. sind wir auf Mittag in Gottes Namen von Irgis abgereist in die Wüste hinein, gleich schwerer Weg; am 21. der Weg leicht, sehr schönes Wetter; am 22. etwas mehr Sand, sehr heiß, 45 Werst gefahren; bis am 25. sehr schönes Wetter und guter Weg und 7 Werst Sand. Sonntag den 26. an einem Landsee Ruhetag gehalten, am 27. kalten Wind 3 Werst Sand; es geht uns sehr gut, Aue gefunden (Wasserquellen); am 28. bis 8 und am 29. die 10 Werst Sand, etwas kalt; am 30. sind wir durch Gottes Güte und Hilfe durch die Wüste hindurch und in die Stadt Kosalinski gekommen; von Irgis bis Kosalinski sind 20 Poststationen oder 360 Werst.

    Die Wüste wurde uns in der alten Heimath so schwierig dargestellt, daß es fast unmöglich wäre zu reisen, und uns selbst war die Sache recht bedenklich wegen dem Sand und nun wären wir es bald nicht innegeworden; wenn Ihr euch noch erinnert an Münsterberg und Tiegenhagen, da geht es zuweilen schlechter; haben auch (außer einem Tage) immer Wasser genug gehabt für die Pferde.

 

    Wiederum lässt es der Schreiber durchblicken, dass die Gruppe vor der Reise mit starker Opposition kämpfen musste, wo man versuchte den Reiselustigen die Auswanderung auszureden mit der Begründung, dass es für mennonitische Bauern sehr schwierig sein würde, die Wüste zu durchziehen. Die Gruppenteilnehmer sind aber von einem derartigen Glaubenseifer beseelt, dass jegliches Hindernis nebensächlich scheint.

   Der Briefschreiber macht viele Angaben, denn er will andere anspornen, in das gleiche Wagnis einzusteigen. Je größer die Ansiedlung desto größer die Chance, dass das Unternehmen gelingt.

   Es wird November, die Kälte nimmt zu.

    Den 31. haben wir uns mit Futter und Nahrung versorgt; hier diesseit der Wüste ist nicht Hafer und Heu, sondern Gerste und Klee, für die Gerste zahlten wir 1 Rub. per Pud und Klee 3 Kop für eine Garbe. Am 1. November sind wir durch Gottes Gnade wieder abgefahren; sehr kalt, bis am 5. sehr gefroren dann wieder warm dass die Kinder barfuß laufen; am 6. nach der Stadt Kamieschi gekommen, hier Futter und Nahrung besorgt und am 7. früh weiter gereist. Am 8. starker Ostwind, Sonntag am 9. ein heller Tag und in einem Stalle Gottesdienst gehalten, unser Sohn Peter krank geworden. Am 10. heiter und schön; am 11. in der Stadt Fortgeraski angekommen, 10 Grad kalt; der alte Wedel von Waldheim ist des Nachts verschwunden; er war gegangen, seine Nothdurft zu verrichten und da wir an einem großen Fluße waren, so glauben wir, ob er ist in den Fluß gerathen; haben es in der Stadt gemeldet am 12. da gelegen und gesucht, jedoch keine Spuren.

   „Der alte Wedel ist verschwunden“. Wie? Es gab selbstverständlich keine Toilleten. Bei Dunkel zog ein jeder Los, diese so menschliche Not zu verrichten. Und wo könnte man dieses am besten tun und sich sofort reinigen? Da wo es Wässer gibt, am Fluß. Der alte Wedel scheint dabei gestolpert zu sein und im Dunkeln im kalten Flusswasser ertrunken zu sein.

   Warum aber war niemand bei dem alten Mann? Warum hat niemand es gemerkt? Ist dieser Mann alleine gezogen als Witwer vielleicht, ohne jegliche Familienangehörigen?

    Am 13. sind wir weiter gefahren; ziemlich kalt, ebenso auch am 14. Ihr lieben Geschwister werdet wohl sagen: Wie muß es euch doch aber schlecht gehen bei solcher Kälte! Darauf antworte ich: Unser Vater im Himmel sorgt für uns und wir sind unverzagt; Holz und Wald finden wir hier so viel es könnten noch tausend Familien hier reisen dann würde noch nicht zu sehen sein, daß es weniger würde; dann machen wir Kohlen von Holz und nehmen sie im Eimer in den Wagen und der Ofen ist fertig. Rindfleisch oder Schaffleisch kaufen wir hier zu 5 Kop, und Fische, solche welche bei Euch 30 Kop kosten kaufen wir zu 10 Kop. Am 15. sind wir nach der Stadt Schulikk gekommen, es sind von Fortgeraski bis Schulikk 170 Werst. Sonntag am 16. schönes Wetter, am 17. wieder kalt, am 18. starker Nachtfrost, des Tages sehr schön.

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   Die Hindernisse scheinen ihm gering zu sein, denn es gibt „Holz und Wald für noch tausend Familien“. Und die Preise sind sehr gut, ein Drittel von dem was es zu Hause kostete.

   Er versucht seine Leser zu verlocken, auch in dieses Glaubensabenteuer einzusteigen.

 

   Unser Sohn Peter noch immer krank. Am 19. und W. kalt, am 21. sehr geregnet, auf Mittag in der Stadt Turkestan angekommen, von Schulikk bis Turkestan sind 208 Werst. Heute ist Dietrich Wiensen ihr Sohn Dietrich gestorben, über 14 Tage krank gewesen; einen Sohn Namens Yaron haben Wiensen in der Wüste begraben. Johann Bärgens von Fischau ein kleiner Sohn geboren.

    Tod und Sterben begleiten die Gruppe. Und wo legt man seine Verstorbenen nieder? Am Wegesrand, irgendwo in der Wüste. Bei so großem Glaubenseifer geraten die Toten scheinbar in eine nebenseitige Schublade. Sonst werden die Liebsten auf Friedhöfe niedergelegt, wo man ihr Andenken noch jahrzehntelang pflegen kann. Der Gruppe aber ist es bewusst, dass sie sich in einer außerordentlichen Mission befindet. Da kann man seinen Toten keine besondere Beachtung schenken.

 

   Hier zahlen wir für die Gerste per Pud 86 Rop, Klee 23 Kop die Garbe, für Bulke (Weizenbrod) 5 Kop per Pf. (Bulke heißt hier Kolatsch.) Rosinen 6 und Reis 3 Kop per Pf.; Reis und Rosinen ist viel unsre Kost, Arbusen von der Größe eines grossen Eimers 8-10 Kop das Stück, Kartoffeln sind sehr theuer 1.40 Kop per Pud, Schaffleisch kostet hier 3—4 Kop das Pf.

1881-04-15

   Eine weitere Meldung in der gleichen Ausgabe der Mennonitischen Rundschau:

   Am 22. haben wir bei sehr schönem Wetter unsere Reise durch Gottes Gnade wieder angetreten; Sonntag am 23. bei einem hübschen Dorf Ruhetag gehalten, etwas kalt. Ich muß noch bemerken, daß wir uns recht des Brennholzes halber nach dem Walde sehnen, welchen wir nun hinter uns haben; doch hier auf der Steppe sind solche hohe „Strempel" welche sehr brennen, die sammeln wir oder kaufen sie von den Kirgisen.

    Dieser Brief ist etwas realistischer. Es gibt nun schon kein Wald mehr, wo man Holz für „tausend Aussiedler“ finden kann. Es gibt nur Sträucher, die man sammelt oder von den Kirgisen kauft.    

     Heutige Route Hier

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     Am 24. und 25. sehr glücklich gereist, sehr schön, die Sonne erwärmt uns. Am 26. des Abends die Stadt Schemkent erreicht; heute hatten wir schweren Weg, der Schnee welcher hier gelegen, war aufgethaut; von Turkestan bis Schemkent sind 150 Werst. Um 27. sehr geregnet, Ruhetag gehalten und Fischauer Bärgens ihren kleinen Sohn begraben; 6 Tage alt geworden. Am 28. sind wir wieder aufgebrochen, sehr warm; am 29. geregnet und wir hatten einen sehr großen 3 Werst hohen Berg zu übersteigen; das schien uns fast unmöglich, machten gleich fertig zu 4 Pferden und kletterten bis Mittag alle hinauf; heute nur 8 Werst gefahren. Da sind uns 4 Wolgaer Brüder, welche vor uns gereist sind, entgegengekommen und haben uns eine große Freude erzählt, daß unsere Wohnungen in Taschkent schon fertig wären.

 

   Sie haben einen ganzen Tag gebraucht, um 5 Kilometer zu schaffen, um „einen hohen Berg zu übersteigen“. Sie mussten dazu mehr Pferde vorspannen und so die einzelnen Wagen hochziehen.

    Wer sind diese „Wolgaer Brüder“? Es sind wohl Männer aus ihrer Mitte, Mennoniten aus dem Gebiet des Flußes Wolga, die schon bis zum Ziel vorausgeritten waren und nun zurückkamen mit der Nachricht, dass „Wohnungen am Ankunftsort schon fertig wären“.

   Diese Gegend war noch nicht lange dem russischen Reich einverleibt worden durch die Mühen eines deutschen Generals, Kaufmann, dem nun die Verwaltung dieser Gegend anvertraut wurde und dem es daran gelegen war, viele deutsche Bauern anzulocken, um seinem Herrschaftsgebiet wirtschaftliche Impulse zu geben.

 

    Sonntag den 30. schönes Wetter, Kor. Ensen, Friedensdorf, einen kleinen Sohn begraben. Am 1. Dez. sehr schön, die Kinder laufen barfuß. Dienstag den 2. Dez. sind wir durch Gottes gnädige Führung in der neuen Heimath in Taschkent eine Stunde vor Abend angekommen; jetzt sind wir da, wohin wir uns auf unsrer beschwerlichen Reise oft gewünscht haben, u. wie uns jetzt zu Muthe ist, werdet Ihr, liebe Geschwister, wohl mitfühlen, und wir danken unserm Vater im Himmel durch Jesum Christum, daß Er uns Alle gesund unsere neue Heimath hat erreichen lassen. Am 3. geregnet; am 4. sind wir in unsere neue Wohnung eingezogen und sitzen in der warmen Stube am Kamin und trinken an unserm Tische Thee.

    „Alle“ sind gesund angekommen. Die Toten scheint er vergessen zu haben. Und sein Anwerben um neue Ansiedler geht weiter: man sitzt „in der warmen Stube am Kamin und trinkt Thee“. Wer wollte nicht zu so einem Ort, wo man so herrschaftlich empfangen wird?

 

    Seht Geschwister, dass hat der Herr unser Gott durch General Kaufmann gethan, daß wir 56 Wohnungen haben fertig gefunden, und noch dazu ein großes Haus zur Schule und wo wir Gottesdienst halten können; es wird schon Schule gehalten, unser Schwager Jakob Janzen ist Lehrer.

    Nun werdet Ihr auch neugierig sein zu wissen, was die Reise gekostet hat. Von Waldheim bis hier, 3900 Werst in 4 Monat gereist, hat 220 Rub. gekostet. Es ist auf der Reise so Manches vorgefallen auch schwierige Stellen, und zurück möchten wir es nicht fahren, wir wünschen uns auch gar nicht zurück; jedoch wenn ich die ganze Sache so äußerlich betrachte, hat man doch keine Durchsicht, wenn wir unser eigen Brod werden ernten oder essen können.

 

   Und was für Mennoniten am wichtigsten ist, gibt es auch schon: ein Gebäude, wo die Kinder unterrichtet werden können und am Sonntag Gottesdienst gefeiert werden kann. Auch einen Lehrer haben sie dabei.

   Die lange Reise, über 4 tausend Kilometer, hat nur 220 Rubel gekostet.

   Aber er bekennt, dass es unterwegs „schwierige Stellen“ gegeben hat. Die „möchte man nicht wieder fahren“.

 

   Die Gerste kostet hier 65 Kop das Pud, Klee 34 die Garbe; im Ofen zum Heizen hatten wir im Anfang Holz; das war aber zu theuer, jetzt heizen wir mit Rohr das Bund zu 5—6—8 Kop; das ist aber viel länger als wir aus der alten Heimath gewohnt sind. Hier ist auch schon etwas zu verdienen; Kiesel fahren für die Krone zur Chaussee, ich habe 6 Fuhren; auch habe ich zu den Feiertagen 3 Paar Schuhe gemacht.

 

    Es gibt sogar Verdienstmöglichkeiten: „Kiesel fahren für die Krone“. Man hat ja Pferde und Wagen und fleißig ist man auch und so verdienen die Mennoniten Geld, dadurch dass sie Steine im Auftrag der Zentralregierung fahren, um Wege zu bauen.

 

    Nun stehen wir vor den Feiertagen und es ist noch sehr gelindes Werter, es hat noch nur eine Nacht an den untersten Fensterscheiben ein wenig gefroren. Am 20. Dez ist unsere Tochter Anna krank geworden, es wird wohl das Fieber sein; heute Sonntag nach dem letzten Freitag ist sie noch krank, die meiste Zeit im Bett.

     In der alten Heimath wurde uns das Volk, was wir antreffen würden, als grausam geschildert; wir müßten uns mit Gewehren versehen u. s. w.; es hat sich aber ganz anders gestaltet; das Volk ist so freundlich gegen uns, nur schade daß wir nicht mit ihnen sprechen können; es ist uns auf dem Wege auch nie Furcht eingekommen vor schlechten Menschen.

    Noch einmal versucht er den Nachkommenden jegliche Bedenken auszutreiben, die Glaubensreise anzutreten. Das mit dem „grausamen Volk“ der Muslims stimme auf keinen Fall. Die friedlichen Mennoniten wurden von friedensliebenden Muslims freundlich empfangen. Selbstverständlich.

     Liebe Geschwister, wie sieht es dort in der alten Heimath und wie geht es Euch Allen? Wir sind schon recht neugierig, Nachricht von Euch zu erhalten, müssen aber noch lange warten, denn wir sind sehr weit von einander entfernt. Sollte es denn des Herrn Wille sein uns schon nicht mehr zu sehen in diesem Leben? Oder ist euch vielleicht unser Auszug auch schon etwas klar geworden, daß wir nahe an der Zukunft des Herrn sind? Prüft die gegenwärtige Zeit.

 

     Es ist nicht nur eine Flucht vor dem Militärdienst, die sie beseelt. Sie sind überzeugt, dass der Herr wiederkommt, bald. Und laut Klaas Epp würde diese Ankunft in baldiger Zukunft dort im entfernten Asien geschehen. Und sie wollen dabei sein.

    Der Glaube kann Menschen führen. Leider auch verführen. Wie soll man das eine vom anderen unterscheiden? Die Verführung geht niemals vom Volk aus, immer von Leitern.

     Ein Mehreres wie es hier ist, und von Landannehmen, wie und wo, werde ich ein andermal berichten. Fünfzehn Jahre sind wir von Allem frei.

     Nun Euch dem Herrn anbefohlen bitte ich dieses Schreiben in Liebe anzunehmen mit innigst herzlichen Grüßen von uns gesendet. Grüßet doch alle Onkel, Tante, Nichten und Vetters. Ihr kennt sie ja Alle, denn an Alle zu schreiben erlaubt uns die Zeit nicht, doch unsere tägliche Bitte ist, daß der Herr uns Alle würdig und geschickt machen wolle vor Ihm zu stehen. Seid nochmals gegrüßet von Euren Geschwistern. Kornelius Goossen.

1881-04-15

    Ein anderes Mal will er darüber berichten, „wie und wo“ sie ansiedeln werden. Der große Trumpf, den er zuletzt aber mitteilt, ist dass ihre Jünglinge in dieser neuen Heimat erst mal auf 15 Jahre keinen Militärdienst werden leisten müssen. Dafür hätte sich die ganze Mühe gelohnt.

    Woher aber hat er diese Nachricht? Kann er sich dessen sicher sein? Oder ist es nur ein Gerede, ein Wunschdenken, den sich die Gruppe selbst eingeredet hat?

   In der Mennonitischen Rundschau vom 15. April 1881 befindet sich auch der folgende Bericht:

   Einer interessanten Correspondenz des „Zur Heimath“ entnehmen wir noch folgendes:

   „Von Taschkent sind wir 20 Werst ab und muß viel dorthin gefahren werden. Auch Taschkent kann und will ich diesmal nicht beschreiben. Wir hatten verschiedenes zu thun, unsre und der Andern Wohnungen einzurichten, Futter und Brennmaterial herbeizuschaffen etc. Nun sagten uns die hiesigen Leute, daß jetzt der Winter, hier Regen und Schnee, Frost und Wärme durcheinander, deren Resultat Schmutz sein muß, bald anfangen und unsre Arbeit hindern werde. Die andern Brüder von der Wolga waren aber noch sechs Wochen, die Molotschnaer neun Wochen hinter uns zurück wie sollten die denn herkommen? Und wie bangte uns für die Gesundheit der Nachkommenden! Wir hatten 11 Kindlein auf der Reise verloren, mit unsrer Kleinen 12, wie viele dachten wir, würden sie dann wohl hergeben müssen? Nun, wir beteten für sie und der Herr half.

     Wir erhielten Nachricht von ihnen aus Karmaktchi, wo sie schon 10 Grad Frost zu leiden hatten, dann von Turkestan durch einen Juden. Nun rechneten wir schon die Tage noch. Der Herr ließ wohl regnen und schneien, aber auch wieder frieren und trocknen, und so kamen sie denn Montag den 24. November hier an. Ich war nicht zu Hause, sondern mit Fuhren nach Patzen (Lehmziegeln) gefahren und fand sie schon dort. Nein, die Freude! Und keine Kranke unter ihnen, trotzdem sie 13 Grad Kälte bekamen, durch beinahe fußtiefen Schnee hatten schreiten müssen, von Regen durchnäßt und von Frost erstarrt waren. Begraben hatten sie unterwegs nur ein Zwillingspaar, an demselben Orte, wo es das Licht der Welt erblickte.

 

    Taschkent ist die Hauptstadt Turkestans. Man merkt, die Mennoniten haben schon Kontakt mit den „hiesigen Leuten“ aufgenommen. Auf Russisch? Nur wenige der Bewohner Turkestans beherrschen die Landessprache Russlands, die neuen Herrscher.

    Es kommen weitere Aussiedlergruppen. Eine besteht aus Wolgamennoniten, die andere kommt aus der Molotschna. Die Gruppe des Briefschreibers hat 12 Kinder auf der Reise begraben, nun sorgt er sich darum wie viele die andere Gruppe am Wegesrand begraben haben wird.

   Es sind manche Reisende auf diesem Weg, der eine wird besonders genannt, „ein Jude“. Juden fielen damals immer auf und wurden nicht als Normalbürger betrachtet.

   Die Freude über die Ankunft einer neuen Mennonitengruppe. Diese hatte schon Winterkälte erfahren, „fußtiefen Schneee“, und sie waren vom „Regen durchnäßt und von Frost erstarrt“.

    Dieser Bericht wird die Zurückgebliebenen schon nicht so ermutigt haben, nachzuziehen.

 

   Und nun erst die Molotschnaer Brüder! Montag, den 2. Dezember rückten sie in Taschkent ein, wo ihnen der General-Gouverneur hatte Wohnungen machen lassen. Denkt euch, sie, der größte Zug von 63 Wagen, hatten den Weg, zu dem wir 15 Wochen brauchten, in 13 Wochen zurückgelegt! Durch den tiefsten Sand hatte der Herr durch Regen und Frost den Weg so zubereitet, daß sie ohne einander vorzulegen, durchfahren konnten. Sie, sowie die zweite Partie waren über Orsk gefahren, wo sie zwar schweren Weg, aber besser Futter hatten. An den Brunnen der Wüste, wo unsre 43 Pferde kaum satt wurden, sind auch ihre 150 satt geworden! Das hat der Herr gethan und ist ein Wunder vor unsern Augen! Ja auf Adlerflügeln hat der Herr die Erstlinge seines Volkes 2600 und 3600 Werst (ca 1700 und 2400 engl. Meilen) geführt.

 

    Wir merken nun klar, dass es bisher drei Gruppen gewesen sind. Die zweite Gruppe bestand aus Wolgamennoniten, nun kam eine weitere Gruppe aus Molotschna. Dieser Bericht ist also von jemandem aus der ersten Gruppe, der aber erst jetzt veröffentlich wurde.

   Sie bestand aus 63 Wagen, von 150 Pferden gezogen. Und es gab genug Wasser in den Tränkstellen der Wüste. Der Schreiber ist voller Dank. Er nennt sie „die Erstlinge seines Volkes“, die der Herr „auf Adlersflügeln“ getragen hat.

   Noch eins geliebte Freunde! Noch ist mir die Warnung ‚,Verlasset euch nicht auf Fürsten!“ wohl im Andenken. Nun so höret, was hier der Generalgouverneur Kauffmann unsern Deputirten sagte, als sie ihm für das Entgegenkommen dankten „Gott wird Ihnen weiter helfen!“ war der Schluss der Unterhaltung von seiner Seite. So ist die Obrigkeit Gottes Dienerin uns zu gut! Mehr erwarten wir von ihr nicht. Das walte Gott.

    Der Schreiber kennt sehr wohl die Warnung der Bibel, daß Gläubige sich nicht auf „Fürsten“, auf Mächtige dieser Welt verlassen sollen, doch kann er nicht anders als sich darüber sehr freuen, dass der hiesige Machthaber, General Kaufmann, sie mit frommen Worten empfangen hat. Es bewegt ihn zu erkennen, dass die Obrigkeit am Ort als „Gottes Dienerin“ handelt.

 

    Morgen, so Gott will, fahren wir nach Taschkent, um Sonntag im Verein mit den Molotschnaer Brüdern, deren Aeltesten Abraham Peters auch wir als unsern Aeltesten anerkannt haben, das Mahl des Herrn und das Fußwaschen zu begehen und uns darnach im Liebesmahle mit ihnen zu vereinigen. (F. B.)

1881-04-15

 

    Die Hergewanderten sind Mennoniten aus verschiedenen Dörfern in Russland. Man kennt sich nicht einander, hat nun aber das Verlangen eine Gemeinde zu werden. Da die Molotschnaer Brüder einen Ältesten haben, wollen auch die Wolgaer Mennoniten ihn als Ältesten anerkennen. Und zugleich die Einigkeit durch Fußwaschen und Abendmahl feiern.

     Ein weiterer Brief in der Ausgabe vom 15.April 1881. Er wurde am 22. Dezember des vorigen Jahres geschrieben:

Taschkent, 22. Dezember 1880.

    Gott zum Gruß aus der Ferne! Vielgeliebter Schwager! Indem wir nach einer 18 wöchentlichen Reise hier in Taschkent angelangt sind, so will ich Euch denn auch ein wenig von unserer Reise mittheilen.

    So will ich denn gleich von Ohrenburg bis zur Sandwüste gehen, welches Euch wohl das schwierigste vorkommt, und uns erst auch, jetzt aber nicht. Bei Irgis fängt die Wüste an und bis Koslinski sind ungefähr 300 Werst. Ich kaufte mir noch ein Pferd, einen alten Fuchs für 25 Rubl., und den Hafer luden wir auf Kameele, welche wir immer bei uns hatten, denn Futter ist keins zu haben in der Wüste, da sind Stationen, aber die verkaufen kein Futter. Heu nahmen wir mit so viel wir konnten, das kauften wir zu 10 Kop das Bud. Das Wasser ist auf Stellen 2 bis 3 Werst von der Station ab, oftmals waren die Brunnen auch leer, wenn wir hinkamen denn da gehen viele Karawanen mit Kameelen; doch das Wasser kommt schnell zu, und ist auch ziemlich gutes Wasser. Nur einen Tag hatten wir nicht aufgepaßt und waren einen Brunnen vorbei gefahren; da mußten wir den Tag über ohne Wasser fahren. Ueberhaupt hat das Fahren sehr gut gegangen, denn da sind nur kurze Strecken Sand, die längsten sind 7 Werst, dann 11/2, 3—4 sonst guter Weg, ja lange Strecken besser wie ausser der Wüste.

   Die Wasserstellen liegen manchmal nicht am Wegrand. „Nur einen Tag hatten sie nicht aufgepaßt und waren an einem Brunner vorbeigefahren“ und blieben ohne Wasser den ganzen Tag.

    Die Witterung war uns aber auch günstig, es war still und hatte kürzlich geregnet. Als wir mitten in der 7 Werst langen Sandfläche waren, kamen wir an eine des Kaspischen Meeres; dort tränkten wir unsere Pferde, weil das Wasser aber schlecht war, so fiel mir mein bester Wallach, also hatte ich nur wieder zwei, die Stute und den alten magern Fuchs, bin aber immer weggefahren ohne vorgelegt. Da könnt ihr schon wissen, dass die Wüste nicht aufs schwierigste ist; ich habe es mir immer viel schwieriger vorgestellt. Deswegen lasst euch nur nicht abschrecken, wer da Lust zum Herkommen hat, aber zu frühe will ich euch nicht rathen, dass ihr in der grossen Hitze in die Wüste kommt, dann würde es doch mehr darauf ankommen, aber auch nicht zu spät, damit ihre nicht solche Kälte durchmachen müsst, wie wir haben.

     Zum Glück fuhren wir in der grössten Kälte in lauter Gestrauch und Waldungen, da haben wir so manches Stück Holz verbrannt. Da ist eine Sorte Holz, die sehr hart ist, und sehr heizt, damit werden auch auf Schiffen des Südaria Flusses die Dampfkessel geheizt, gefüttert und genächtet haben wir mehrentheils an Flüssen und fast immer gutes Wasser gehabt. Längst dem Uralflusse sind wir auch eine lange Strecke gefahren, auch über das Uralgebirg, welches mir sehr merkwürdig war. Es war sehr hoch, und doch sind wir da wenig von inne geworden, es ging immer so den Schluchten nach, und an den Seiten waren grosse Steinklippen, inzwischen auch noch schöne Thäler und Wasserquellen, wo wir manchesmal gefüttert und genächtet haben.

    Ja auf solchem Wege muss man die Allmacht Gottes doch so recht bewundern, und wenn ich Alles sollte beschreiben, was wir angetroffen haben, dann würde ich viel Papier brauchen, aber da werden viele Briefe kommen, sucht Euch nur auf, was Einer nicht schreibt, wird vielleicht der Andere, und dann macht Euch nur mit Gottes Hilfe auf die Reise. Er hat uns geholfen und wird auch Euch helfen, wenn Ihr euch nur auf Ihn verlasst. Fahrt bis zur Wolga zu Wasser, Unterwagen nehmt mit, und dort macht ihr euch einen Wagenkasten, Holz ist dort sehr billig und Pferde auch, denn dort ist der Weg gerade am schlechtesten. Futter und Nahrung ist überall zu bekommen, aber stellweise theuer. Die Reise hat uns 250 Rubl. gekostet, wir haben uns aber auch mehrere Kleidungsstücke gekauft. Ich muss sagen, dass ich mir die Reise viel theurer und schwieriger vorgestellt.

     Ferner wird dort von den rohen Menschen viel gesprochen und ist doch gar nichts zu befürchten; hier sind Kirgisen auch Tataren, sind indessen wenig zu unterscheiden. Sprache wohl ziemlich gleich, nur schade, man kann so wenig mit ihnen sprechen; Russisch können sie nicht, wenn man zu ihnen spricht, dann sagen sie "Belmes", das ist so viel als ich verstehe nicht, und dann geht er weiter; doch habe ich schon viel von ihnen gekauft, Futter und Brennung, das bringen sie alles auf Kameelen in die Stadt; wenn ihr das solltet sehen, ihr würdet euch doch verwundern. Auch wird dort von wilden Thieren gesprochen, und ich habe noch kein wildes Thier gesehen. Die recht zahmen sind hier sehr häufig nämlich die Esel; es thut mir immer leid wenn ich einen so grossen Kerl auf dem kleinen Thier reiten sehe. Schafe sind hier nicht andere als dickschwänzige, sind sehr gross und fett, das Fleisch und der Talg schmecken sehr gut.

     Nun muss ich ein wenig zurückgehen. Beinahe 2000 Werst sind gefahren, wo meiner Meinung nach sehr schlechtes Land war, mir sah es wenigstens so, aber kam man in die Stadt, da war Alles zu haben, so grobes Getreide, dass ich in der alten Heimath nicht solches gesehen habe.   

    Ohngefähr 150 Werst vor Taschkent hat es mir erst angefangen zu gefallen ... Gestohlen ist meines Wissens nichts geworden in unserer ganzen Reisegesellschaft obschon wir verschiedene Völker angetroffen.

    Also den 2. Dezember hier in Taschkent angekommen und sind 18 Wochen auf der Reise gewesen; hier konnten wir abladen und hatten eine Stube mit Ofen darin, auch einen Stall dabei. Ja, liebe Geschwister, ihr werdet wohl denken, 18 Wochen das ist doch sehr lange, und ist es zum Theil auch, aber wenn man erst auf der Reise ist, dann hat man es immer drock, ist auch immer Neues zu sehen, dann vergeht die Zeit schnell. Wir haben auch wohl beinahe 4000 Werst zurückgelegt, haben aber auch viel Aufenthalt gehabt, wegen Entbindungen und Sterbfällen; wäre die Gesellschaft nicht so gross gewesen, hätte es weniger Aufenthalt gegeben und wäre die Reise, glaube ich, auch billiger gekommen; denn wenn irgendwo ein Vorfall wurde, dann mussten gleich 60 Wagen still liegen und das kommt theuer.

    Nun, wie ich schon erwähnte, wir wohnen in der Stadt und das kommt auch theuer, die Nachkommenden, denke ich, werden schon billiger abkommen, denn wir denken doch noch zum Früjahr aufs Land zu ziehen und was einzuackern. Die Regierung gibt sich schon recht viel Mühe um uns, sie wollen uns gern nahe bei der Stadt halten, aber hier ist es schon sehr besetzt, d.h. ganz nahe bei der Stadt. Land ist hier genug, aber nicht alles ist geeignet zum Bewässern, nur ein Wasserstrom, worin viele Fische sind, aber es wird der Behörde wohl nicht zureichen. Sie fragen sehr, wie viel Familien noch kommen werden. Sie wollen für die auch gleich sorgen, dass wir Alle zusammen können sein. Es kann sein, es geht noch 100 oder 200 Werst seitwärts, dort soll sehr schönes Land sein, und zur Viehzucht noch besser als hier; wir werden bald Nachricht erhalten. Man wird uns mehrere Landstücke zeigen, wo wir uns dann aussuchen können.

    Zu leben wird hier sein, so viel sehe ich schon, denn wenn ich die Ackerei der hiesigen Bewohner betrachte und dabei sehe, was sie für Getreide in die Stadt bringen, dann werden wir schon unser Brod haben, wenn auch auf einer andern Manir, als wir gewöhnt sind; ich bin in der festen Hoffnung, der Herr hat soweit geholfen, und Er wird auch fernerhin helfen.

    Will Euch noch ein wenig von der Witterung berichten; es ist heute der 6. Januar und ist sehr schön und warm; überhaupt ist der Winter hier nicht streng, wenn es nicht noch anders kommt, dann ist der Unterschied doch sehr gross gegen dort; jetzt ist ein Sommertag, und wenn wir unser Land nur erst hätten, dann könnten wir schon sehr schaffen. Mit unserem Einschreiben wird auch schon geschafft, die Pässe haben wir abgegeben und ein Familienverzeichniss eingereicht. Von Freiheit wissen wir noch nicht mehr als wir dort wussten und haben auch noch nicht nach mehr gefragt; so lange als Turkestan frei ist, sind wirs auch, und HE. Kaufmann hatte damals gesagt, es würde sich belohnen, und wir sehen es denn auch, dass man uns nicht abgeneigt ist ... Es heisst aus Preussen kommen aufs Frühjahr auch Viele her.

H. Funk.

1881-04-15

     Der Schreiber dieses Briefes, ein H. Funk, ist guter Hoffnung, dass alles gelingen wird. Man sieht, dass er zuversichtlich ist, dass sein Schwager nachkommen wird und er habe gehört, dass aus dem entfernten Preussen bald auch viele andere Mennoniten herkommen würden.

    In einem Briefe aus Taschkent (Turkestan) heißt es General Kaufmann fragte uns liebevoll, wie die Reise gegangen.

    Wir sagten „Mitunter beschwerlich, aber der Herr hat bis hieher geholfen”.

   „Da, Kinder, der Herr wird auch weiter helfen,” war seine Antwort. Das klingt edel und zwar Dem, der noch ein Mitgefühl für seine Brüder hat.

1881-04-15

    In der Ausgabe vom 1. Mai 1881 geben die Herausgeber der Mennonitischen Rundschau einen Überblick der Ereignisse, die ihre Leser in Nordamerika wie auch in den Kolonien Russlands sehr bewegen.

Asien. Taschkent, 9. Jan, 1881.

     Abraham Peters (wie wir verstehen, ist der Aelteste, früher wohnhaft in Friedensruh) schreibt einen längeren Reisebericht an seine Freunde in der alten Heimat. Von den Beschwerden der Mütter redend, äußert er in folgender Weise „Ziemlich schwer ist es oftmals den lieben Müttern mit ihren Kleinen oder sogar Neugebornen geworden, und wenn ich Nachts so Wache hielt, bin ich oftmals Ohrenzeuge davon gewesen, wie sich die Wiegenlieder zu Klageliedern verwandelten; aber es war kein Murren noch Beschuldigen, sondern ein Seufzen und Rufen zu Gott, was denn auch oft meinen Augen Thränen des Mitleids entlockte und zur Fürbitte bewog.”

 

    Wir sehen, wie dieser Leiter es wagt, die Dinge realistischer zu sehen. All die sterbenden Kleinkinder, im Mund der Mutter wird das Wiegelied in ein Klagelied verwandelt. Es bewegt ihn zu Tränen.

    Es gibt auch die Zahl der Todesfälle, die in diesem dritten, resp. Molotschnaer Zuge vorgekommen sind, genau an „Neun Todesfälle sind vorgekommen ein Greis von 72 Jahren [wir glauben, hier ist der alte verschwundene Wedel gemeint, dessen in der vorigen Nummer der „Rundschau“ erwähnt wird. Ein Jüngling von 19 Jahren; ein Knabe von 7 Jahren; die Uebrigen von anderthalb Jahren und darunter.” Ueber die Beschäftigung der Uebersiedler in Taschkent heißt es „Jeder ist beschäftigt wie früher: der Schmiedemeister am Amboß, der Tischler an seiner Hobelbank, der Schuhmacher mit den Leisten, der Klempner bei seinem Zink und Blech, u. s. w. Die nicht Handwerker sind, haben andere Arbeit genug, und wer gesund ist, kann zwiefach sein Brod verdienen.“

    Von einem lieben Freunde wird uns noch ein Auszug aus einem Reisebericht von Br. Isaak Penner, Taschkent, Asien, eingesandt. Da jedoch dieser Bericht so ziemlich das enthält, was schon in frühern Nummern veröffentlicht wurde, so entnehmen wir demselben nur einzelne Notizen. Auf der Reise sind (im Molotschnaer Zuge) sechs Kinder geboren. Die Reisenden hatten mitunter bis 13 Gr. R. Frost. Ihre ihnen von HE. Kaufmann eingerichteten Wohnungen sind 18 Fuß lang und 16 Fuß breit, die Viehställe halb so groß. Der Ansiedlungsplan soll 280 Werst von Taschkent weiter sein (also wahrscheinlich östlich]. Man wird in Dörfer ansiedeln, und zwar 30 Wirthe in einem Dorfe.

1881-05-01

 

    In einer Ausgabe der Mennonitischen Rundschau vom 15. Juni 1881 wird über die unerwartete Schwierigkeit berichtet, in Turkestan ein geeignetes Land zu finden, wo sich die Mennonitengruppe niederlassen kann:

 

    Aus Rußland schreibt ein Correspondent des „Zur Heimath‘ von den Uebersiedlern nach Turkestan: Ueber den fernern Verbleib schreibt man:

   Zweimal haben sie auf Anordnung der Behörde das Landstück Koplanbek besichtigt, und das zweite Mal einstimmig angenommen. Als dieses dem betreffenden Beamten mitgetheilt wurde, knüpfte derselbe die Verpflichtung zum Wehrdienst daran, worauf man natürlich es sofort absagte. Am 4. Februar schickte man dann eine Deputation zum General-Gouverneur. Derselbe lenkte nun wieder ihren Blick auf zwei, schon den ersten Deputirten im vorigen Jahre in Vorschlag gebrachte Landstücke im Arysthale, östlich von Taschkent, welche nun auch besichtigt werden sollen. Uebrigens sagte ihnen der General-Gouverneur noch im diesbezüglichen Gespräch, daß sie mit allen ihren Kindern 15 Jahre von Allem frei wären. Es herrscht in dieser Beziehung ein Dunkel. Aber Einer schreibt, daß man sich sorgfältig hütet, die Herren "in’s Gesetz zu treiben”, denn das wissen sie, ist gegen sie.

 

   Die Gruppe bekommt ein Land zur Besichtigung, nimmt es an, dann aber muss man hören, dass sie dann ihre Jünglinge zum Militärdienst schicken müssen. Da schrecken sie zurück, wenden sich wieder an General Kaufmann, ihr Beschützer, der sogar davon spricht, dass sie "mit allen ihren Kindern 15 Jahre von allem frei wären". Aber sie wagen es nicht, ihn "ins Gesetz zu treiben", das heißt, ihn zu bitten die Gesetze Russland hier anzuwenden. Denn diese sind gegen sie. Sie stützen sich lieber auf die Worte des Generals. Werden diese aber am Ende genug sein? Kann er gegen das Gesetz des Landes handeln? Oder möchte er sie nur müde werden lassen, dass sie nachgeben, den Militärdienst annehmen, aber trotzdem als fleißige Bürger bei der Entwicklung Turkestans helfen?

 

   Andere wünschen, daß die Auszügler in der Nähe von Taschkent bleiben möchten ihrer Milchprodukte halber. So hatte auch der General-Gouverneur selbst in der ersterwähnten Audienz davon gesprochen, ob vielleicht einige Familien geneigt sein möchten in der Nähe von Taschkent zu bleiben, was aber abgelehnt wurde. Ueber das Arysthal heißt es, wie man schreibt in Br. v. Hellenwaldts „Centralasien”: „Mit Bewunderung spricht Säwerzow, welcher 1864 diese Gegend bereiste, von der Fruchtbarkeit des Arysthales und der zur linken Seite sich anschließenden Steppe. Ueberhaupt, sagt er, wo immer in diesen Ländern Bewässerung möglich ist, versagt der Boden dem Menschen nie den Lohn seiner Anstrengungen. Ausgezeichnet ist in dem gut bewässerten Arysthale der Wuchs der Luzerne, des Weizens, der Dschugara, das Mais und der Kumack, ein dem Acupemrus ähnliches Gewächs, welches ein vorzügliches Pferdefutter abgibt. Zu wahren Prachtexemplaren gedeihen hier Melonen und Arbusen (Wassermelonen) in dem fetten, lockern, schwärzlichen Schlamme, welcher den Boden bildet.”

 

   Ein europäischer Reisende soll ein bestimmtes Tal dieses Landes als sehr fruchtbar beschrieben haben, was die mennonitischen Bauern aufhören lässt. Verständlicherweise wollen die Mächtigen des Landes die Mennoniten in die Nähe der Stadt ansiedeln, denn somit würden diese die Stadt mit vielen Produkten beliefern.

 

   An der Wolga sollen noch 20 Familien sein, welche im Laufe dieses Jahres nach Taschkent hinüber wolln. Auch an der Molotschna sammeln sich Etliche zu gleichem Zwecke. Wie viele davon aber des Glaubens oder des schönen Landes halber hinziehen wollen, weiß ich nicht. Einer davon, welcher hier (in Süd-Russland) zur Reise (nach Asien) kollektiren ging, meinte: „Hier haben wir kein Land und kriegen keins, dort aber ist es so und so." Ein Theil der Wolgaer Auszugsgesellschaft hegt den Wunsch, gleich hier vor Abgang einer besonderen Gemeinde, wie die andern sind, zu organisieren und den Ältesten ordentlich bestätigen und einsegnen zu lassen.

1881-06-15

 

   Die Aussiedler freuen sich darüber, dass ihre Briefe die Lust in vielen anderen Mennoniten in den Mutterkolonien geweckt haben, auch die Mühen der schweren Reise auf sich zu nehmen.

   Im Folgenden lesen wir, wie auch kleinere Gruppen es wagen, die Strapazen des Auszuges auf sich zu nehmen.

 

   Fabrikerwiese, 6, Juni. Wie es heißt, gehen am 8. d. Mts. von Wernersdorf wieder drei Familien nach Turkestan ab: David Reimer, Aaron Reimer und Peter Wiens.

   15. Juni. Wie man hört, fahren heute sieben Mennonitenfamilien nach Turkestan ab, doch an der Wolga sollen diesen Sommer 30 Familien übersiedeln, wahrscheinlich mit denen von hier zusammen. Der Herr wolle ihr Geleitsman sein. Man sagt, General Kaufman soll leidend sein. Wenn dieser hohe und einflußreiche Gönner den Ansiedlern nicht erhalten bleiben sollte, so wäre für unsere dortigen Brüder ein großer Nachtheil denkbar. Doch die Leute meinen’s aufrichtig, und den Aufrichtigen läßt es der Herr gelingen. Allerdings sieht es in der ganzen Welt nicht sehr ermuthigend aus, das werden Alle sagen müssen, die unsere gegenwärtige Zeit zu prüfen willen, und wir haben Alle hohe Ursache, den Herrn zu bitten, daß Er uns schützen und bewahren wolle.

1881-08-01

 

   Nun erscheint eine erschreckende Nachricht: ihr persönlicher Beschützer, General Kaufmann, soll leidend sein. Wenn dieser stirbt, was dann? Der Schreiber spricht sein Vertrauen aus, dass der Herr es "dem Aufrichtigen" gelingen lässt. Warum ist es dann aber Hiob nicht "gelungen"? Oder Joseph, Jakobs Sohn? Waren die nicht auch aufrichtig?

 

   Die Frau eines Neuankömmlings beschreibt im folgenden Brief ihre ersten Empfindungen, wie es ihr in der neuen Heimat vorkommt, die ärmlichen Verhältnisse, wie man mit den hiesigen Kühen vorgehen muss:

 

   Kopie eines Briefes aus Taschkent vom 23. April 1881.

   Liebe Freunde und Geschwister!

   Wie die Reise gegangen, ist nicht nothwendig zu schreiben, denn das ist Euch ja schon durch Briefe von hier bekannt. Wir haben unsere Wirthschaft hier beinahe in solchem Zustande, wie wir sie dort hatten, natürlich nicht so kostbar. Eine Bettstelle haben wir von Brettern zusammengenagelt, worin wir schlafen. Eine Schüsselbank habe ich in der Wand von den Brettern, die wir im Wagen zur Decke hatten. Eine Hobelbank hat mein Mann sich des Winters verfertigt, auch Geräthschaft hat er sich schon wieder angeschafft, welches hier von Wallnussholz gemacht wird. Das Werkholz ist meistens Pappelholz und wird in Brettern von 7,50 - 10 Fuß lang und 6,5—10 Zoll breit geschnitten und kostet solches von 10 - 50 Kop. per Stück. Das Stellmacherholz ist hier bedeutend schlechter, als dort bei Euch.

   Unsere Kuh kostet uns mit Kalb 20 Rbl. Sie gibt jeden Tag so ungefähr 7 Quart Milch. Die Kühe sind hier russischer Rasse, aber kleineren Wuchses als die Euch bekannten. Unsere Kuh ist von schwarzer Farbe, das Kalb haben wir geschlachtet, sie gibt die Milch auch ohne Kalb; Einige aber wollen die Milch ohne Kalb nicht geben. Hier gibt es mitunter recht schöne Kühe, nur fehlt es ihnen an der deutschen Pflege; Pferde und Wagen haben wir auch noch. Einige der Brüder haben sich mit Kiesel- und Steinfahren während unseres Hierseins bis zu 200 Rbl, verdient. Zwei Mann mit einem Fuhrwerk verdienen bei gutem Wetter per Woche bis zu 12 Rbl. und auch mehr. Wir haben noch immer zu essen; Fische haben wir schon recht oft gegessen. Ich darf sagen, es hat unter uns bisher noch keiner Mangel leiden dürfen, wofür wir dem Herrn nicht genug danken können. Die Nahrung ist hier auch nicht sehr theuer.

    Das Volk treibt hier Handel und Handwerk und bekennt sich zum Mohammedanismus. Die Waare aber in den russischen Handelshäusern ist theurer. Die Kirgisen sehen ziemlich aus wie die Sarden, gleichen aber mehr den Tataren und sind stumpfsinniger als jene; sie haben ihre Beschäftigung meistens in Karawanenführung. Ihre Kameele haben sie auf folgende Weise aneinander gefesselt, es wird dem Thiere ein Strick durch die Nasenhöhle gezogen und eins an das andere gefesselt treibt man bis 50 Stück hintereinander gehend vor sich her. Auf dem vorangehenden Kameel sitzt der Karawanenführer (ein Kirgise) und so reist er mit seiner Karawane von Ort zu Ort.

    Anschließend muß ich noch berichten, wie es in und außer der Stadt aussieht. Im der Stadt Taschkent sind fast alle Gassen mit Alleen von Weiden, welche an Wasserrinnen stehen, geziert. Diese Weiden stehen in ungewöhnlicher Höhe und haben ihre Aeste mit vollem grünem Laub so ausgebreitet, daß wir bei heißem Sonnenschein in ihrem Schatten gehen und fahren können. Die Bewässerungskanäle, welche manchmal mittelst hölzerner Röhren bis 3 Faden hoch über die Thäler, die diese Stadt durchschneiden, geführt sind, brausen auf vielen Stellen durch die Stadt hindurch. Was das Getreide auf dem Felde anbelangt, so weiß ich zu berichten, daß die Getreidefelder hier alle bewässert werden. Es ist hier bei uns anders, als dort bei Euch, denn wenn dort die Hitze beginnt, so trocknen die Flüsse aus; hier hingegen steigt das Wasser in den Flüssen, sobald auf dem Gebirge der Schnee schmilzt. Aus diesen Flüßen leitet man Bewässerungskanäle bis zu 50 Werst in die Felder hinein, wodurch dann die Getreidestücke bewässert werden. Die Gerste hat schon die Aehren geworfen und sieht stellenweise schon weiß zur Ernte aus. Der Weizen steht hier jetzt in Arschinhöhe. Wir haben bereits einen Monat lang unsern Pferden frischen Klee gefüttert.

    Das Brennmaterial ist zwar auch theuer, doch hat der Herr dafür gesorgt, daß es uns nicht viel Ausgabe verursachte denn es ist von noch vor Weihnachten an bis eine ziemliche Zeit nach diesen Feiertagen so schönes Wetter gewesen, daß wir bei offenen Thüren in der Stube saßen.  .... Die Kälte war bei uns diesen Winter unbedeutend, und sind nur einige Male die Fenster ein wenig befroren gewesen. Dagegen war es meistens kothig, denn es hat sehr oft geregnet. Anfangs März wurde es schon recht warm, bis zu 25 Grad R. Die Aprikosenbäume standen schon mitten im Februar in voller Blüthe. Jetzt, von einer Woche vor Ostern bis eine Woche nach Ostern, den 23. April hat es, wenn nicht des Tages, so doch des Nachts geregnet. Will noch bemerken, daß mein Mann jetzt Ziegelformen für die hiesige Ziegelei verfertigt; er bekommt per Stück 1 Rbl. Er hat bereits 10 Stück fertig und soll noch weitere 10 Stück machen; die Ausgaben dazu kommen auf 20 Kop, per Stück. Ich habe auch schon etwas Geld verdient mit Nähen für die Geschwister.

 

   Die Schreiberin dieses Briefes, Anna Martens, ist eine gute Beobachterin der Ereignisse. Sie beschreibt einige Aspekte, die wir schon aus vorherigen Briefen erfahren haben, aber sie hat auch weitere Einzelheiten hinzugefügt.

   Will noch bemerken, daß auf dem Wege hieher von den Unsern 9 Personen gestorben sind. Es waren dies der alte Wedel von Waldheim, Dietrich Wiens von Blumstein, ein Jüngling im Alter von 19 Jahren und dessen Bruder von 8 Jahren; die Uebrigen waren Kinder von 2 Jahren und darunter. Pferde sind unserer Gesellschaft auf dem Wege 5 Stück gefallen und 5 Stück haben müssen wegen Alterschwäche und Körperschaden verkauft werden. Wir haben im Ganzen 18 Wochen weniger einen Tag gereist und beträgt die ganze Strecke Weges 3550 Werst. Versäumt haben wir wegen Futter- und Nahrungkaufen, Sterbefällen, Entbindungen, Regen u. s. w. 26 Tage außer den Sonntagen. Die Sandwüste erstreckt sich auf 325 Werst. Wir haben in derselben von 32-49 Werst den Tag gereist. Mein Mann ist auf der Reise fieberkrank gewesen, aber er hat noch immer so ziemlich Alles besorgen können, ist ein Pud leichter geworben. Ich bin ebenfalls auf dem Wege krank gewesen und habe stark gelitten; dennoch mußte ich während dieser Zeit die Gebirge überschreiten, welche sich auf 150 Werst erstreckten und ziemlich steinig waren.

   Von der Zeit, da wir hier eintrafen, sind im Ganzen ihrer 12 gestorben, darunter die Ehefrau des Franz Pauls, geborne Aganetha Wiebe, Wernersdorf; der Sohn des Heinr. Gräwe, Kleefeld; der Stiefsohn des Korn. Esau, Neukir, beide im Alter von 19 Jahren; der Sohn des Korn. Wall, Wolga, ebenfalls 19 Jahre alt und ein Mädchen von 14 Jahren. Die Andern sind Kinder von 2 Jahren und darunter. Geboren sind auf der Reise 6 und hier in Taschkent 9 Kinder. Die Ehefrau des Joh. Wiebe, Wernersd. liegt hart darnieder, jedoch steht ja Alles in Gottes des Allmächtigen Hand. Wir wohnen noch in Taschkent, wissen auch nicht, wann wir aufs Land oder weiter ziehen werden, obzwar unsere Deputirten schon Land angesehen haben, welches 300 Werst von Taschkent entfernt liegt.

   Da nun aber unser lieber Kaiser in dieser Zeit starb, und unser General Kaufmann vom Schlage gerührt liegt und durch einen Andern vertreten wird, der sich erst in sein Amt hineinfinden muß, bleibt unsere Sache noch unausgeführt. Der Herr aber wird Alles wohl machen; wir bitten, unsrer vor Gott zu gedenken; und so schließe ich mein Schreiben und grüße alle Freunde und Bekannte.

    Anna Martens, früher in Wernersdorf.

1881-09-15

   Dass so viele Kinder sterben in jenen so schwierigen Verhältnissen ist verständlich, aber warum auch so viele Männer und Frauen im jugendlichen Alter?

   Hier erfahren wir, dass der Kaiser Russlands, Alexander II. gestorben ist. Er wurde ermordet. Die nächste Ausgabe widme ich dem russischen Kaiserhaus und den Beziehungen der Mennoniten zu den Zaren.

   Der folgende Bericht entstammt einer Ausgabe vom 15. Januar 1882. Geschrieben wurde er wahrscheinlich am Ende des Jahres 81, vielleicht im Oktober. Da waren also die ersten schon beinah ein Jahr in der neuen Heimat, als sich eine neue Gruppe auf den Weg macht, eine große Gruppe von 75 Wagen. Diese scheinen besser bemittelt gewesen zu sein, da sie so große Wagen haben, bei denen sie bis 3 Pferde vorspannen können.

 

   Asien, Dem „Gemeindeblatt“ zufolge trat am 1. September d. J. wiederum eine große Reisegesellschaft, aus 277 Seelen bestehend, die Reise nach Asien an. Es war der größte Zug, der bis dahin nach dem fernen Osten abging. Es waren 72 meist zweispännige, auch dreispännige große Wagen. Etwas weiter kam noch ein Wagen dazu, in Orenburg der 74. und später wurde noch der 75. dazu gekauft. Bis Karabutack waren drei Kinder und eine erwachsene Person gestorben. Von den Ordnungen, Reiseeinrichtungen u. s. w. schreibt der Correspondent dem genannten Blatte Folgendes:

   Nur am Werktag wird gefahren. Schon um 3 Uhr morgens muß dann die Nachtwache wecken. Die Nacht ist in zwei Wachen getheilt. Jedesmal wachen drei Mann. Zuerst wird nun von jedem die Theemaschine gestellt, d.h. Feuer in dieselbe gemacht. Bis das Wasser kocht sind die Pferde im ganzen 130 Stück geputzt, geschirrt und gefüttert, dann schnell alles zurecht geladen und das Frühstück eingenommen; Kaffee oder Thee. Noch sind nicht alle damit fertig, da klingelts: wer nun will, geht zur Morgenandacht. Bruder Johann Janzen, bisher der einzige Gemeindelehrer in unserm Zuge, spricht ein Lied vor, welches gesungen wird. Darnach liest er einen Abschnitt aus der h. Schrift und hält ein Gebet. Wenns geht, wird dabei geknieet. Um fünf bis sechs wie es das Tageslicht erlaubt, wird losgefahren. Bei einer halben Stunde dauerts bis sich der ganze Troß in Bewegung gesetzt hat. Anfangs gabs dabei manche Unordnung, indem sehr nach vorne gedrängt wurde. Mit des Herrn Hilfe hat sich das schon geändert. Je nachdem Wasser und Futter zu bekommen ist, wird bis Mittag eine längere oder kürzere Strecke gefahren. Mittagsmahl zu bereiten; denn in circa zwei Stunden gehts wieder vorwärts, wieder nach Umständen, öfters bis in die dunkle Nacht hinein. Da gibts viel zu thun, die Pferde besorgen, Wasser zu holen, zu kochen, im Wagen alles umzupacken, damit es Platz zum Nachtlager gibt. Darüber rufts Glöcklein zur Abendandacht. Die Lieder werden meistens aus dem neuen men. Gesangbuche vorgesagt, das Gebet mit dem Vaterunser und Segen gesprochen. Am Sonntag wird geruht, am Morgen später geweckt. Eine Weile nach der Morgenandacht, nachdem ein jeder seine Arbeit hat verrichten und sich sonntäglich anthun können, versammelt sich Alles, was kann, zum Vormittagsgottesdienst. Nach Gesang und knieend verrichtetem Gebet wird der verlesene Bibelabschnitt frei von Bruder J. Janzen behandelt und mit Gebet und Gesang geschlossen. Bei schönem Wetter ist von 2—3 Uhr Kinderlehre, dann Nachmittagsgottesdienst. Da hält gewöhnlich Br. Claas Epp einen Vortrag über einen Bibelabschnitt. Ist das Wetter schön, dann versammeln sich Abends noch Gesangsliebhaber. Es wird auf Harmonium, Flöte und Violinen gespielt und dazu gesungen. Das lockt öfters auch fremde Zuhörer herbei aus Städten und Dörfern. Sie sollten da die freundlichen Gesichter der Leute sehen, es sei Russe, Tatar oder Kirgise. Weder das Benehmen der Leute uns gegenüber haben wir noch nirgends klagen können, es sei denn, daß sie sich hin und wieder ihre Sachen recht gut bezahlen lassen, aber auch uneigennützige Gefälligkeiten sind uns schon erwiesen worden, die uns staunen machten. Sehr entgegenkommend sind auch die Leute an diesem Orte.

 

   Zum ersten Mal erfahren wir, dass nachts eine Wache aufgestellt wird, die dann mitten in der Nacht von der Nächsten abgelöst wird.

   Die Wache weckt dann die Reisenden und es folgt nun der Tagesablauf, eingeschlossen die Morgenandacht.

   Zum ersten Mal hören wir von "Claas Epp", der mennonitische "Prophet", der die baldige Wiederkunft Christi hier im Innersten Asiens verheißen hat. Es kommen zu den mennonitischen Gottesdiensten fremde Zuhörer herbei aus Dörfern und Städten. Welchen Eindruck diese singenden Mennoniten wohl auf die Zuhörer gemacht haben mögen? Ob die jemals schon einen vierstimmigen Chorgesang gehört hatten?

 

   Seit gestern haben wir hier rauhes, kaltes Wetter. Da laden sie uns ein, mit den Kindern doch in ihre sehr warmen Häuser zu kommen, bei ihnen zu übernachten. Das wird dann auch mit großer Bereitwilligkeit entgegengenommen; denn heute Morgen zeigte das Thermometer 11 und halb 0R., dazu weht ein eisiger Nordwind. Gestern früh Morgens ziemlich schön dann etwas Regen mit Frost, Hagel, endlich gegen Mittag Schneetreiben, welches sich gegen den Abend zu einem gehörigen Schneesturm steigerte. Bald nach unserer Abreise, wo es am Tage heiß und ungemein staubig war, hatten auch einige Wochen hindurch kalte einmal bis 7 OR. mitunter noch nasse Witterung, daß wir endlich das schöne Wetter von Orenburg an wirklich schätzen und dem Herrn dafür zu danken gelernt hatten, aber diese war weit durchdringender. Der Herr aber gab, daß Niemand verzagen durfte; heute Morgen sah ich nur fröhliche zufriedene Gesichter, wenn auch manche Wagen von innen weiß befroren waren, diese letzteren sind natürlich dieses Jahr auch viel wärmer eingerichtet als die der vorigen, ja einige sehr warm; es sind aber doch immer keine geheizten Stuben, die ich wenigstens den Kranken wünschen möchte.

 

   "Der Herr aber gab, daß niemand verzagen durfte." Wie schlimm mag wohl das Wetter gewesen sein? Ihre Wagen hatten zwar Dach, die Kälte aber drang durch.

 

   Fast die ganze Zeit hatten wir nur wenig schwere Erkrankungen, die haben sich in den letzten Tagen gemehrt. Jetzt haben wir vier hart Kranke. Doch denen, die Gott lieben und Ihn recht zu lieben, ja lieben zu können, ist ja unser aller innigster Wunsch und Streben - müssen ja alle Dinge zum Besten dienen. Um immer mehr in seine Liebe hineinwachsen zu können, unterhalten wir auch unterwegs wie zu Hause öfters das h. Abendmahl, bisher alle vier Wochen. Das Fußwaschen fällt auf der Reise weg. Brod und Wein wird vom genannten Bruder Janzen ausgetheilt. Derselbe besorgte bis dato für unsern Theil der Gemeinde auch Taufe und Aufnahme.

   Unser vorläufiges Reiseziel ist Buchara. Die Unsern vom Trakt, Wolga, haben die russische Grenze bereits überschritten. Wir bekamen gestern hier die erfreulichsten Nachrichten von ihnen aus dem Grenzort Katakurgau. Näheres darüber später.

1882-01-15

 

   Es sind wirklich fromme Mennoniten, sie halten jeden Morgen gemeinsame Andacht, ruhen an Sonntagen, wo sie Gottesdienste feiern, Kinderstunden halten, einmal im Monat Abendmahl. Die gegenseitige Fußwaschung blieb aber auf der Reise aus. Wann hörten unsere Gemeinden damit auf? Hat es in Brasilien noch die regelmäßige Fußwaschung gegeben?

   Die heutige Route vom Trakt nach Buchara  (Hier)

 

   Am 5. Februar 1882 veröffentlicht die Mennonitische Rundschau einen Brief des Ältesten Abraham Peters. Die mit ihm gezogen sind, wurden von den Leuten in den Mutterkolonien als die Petersleute bezeichnet.

   Hier sehen wir einen Mann voll des Glaubens und voll der Zuversicht Gottes.

   Asien. Einem vom 6. Nov. datirten Briefe von Aeltesten A. Peters an den Editor dieses Blattes entnehmen wir u. a. folgendes:

   Ich freue mich mit dir, und rühme die Gnade Gottes, ja, die wir dürfen allgemein haben durch den Glauben, denn der Apostel Paulus lehrt uns also, wenn es heißt „Alles ist Euer.” Gott gebe, daß wir ausharren in allen Anfechtungen und Proben, die den Kindern Gottes in diesen letzten Tagen zur Bewährung des Glaubens vom Herrn aufbewahrt sind. Nun, mein th. Bruder, ich scheide, sehen wir uns nicht hier, so gewiß doch dort in der seligen Ewigkeit, da setzen wir das Gespräch vom Wunder der Gnade Gottes weiter fort. Mein Lauf ist bald zu Ende, so kommt es mir vor, denn ich bin schon eine geraume Zeit leidend, wie ich von mir selbst urtheile, leide ich an der Schwindsucht (Tuberkulose), doch Gott weiß Alles, tausendmal besser, als wir, Ihm sind ja alle Dinge möglich, Leben und Tod steht in seiner Hand; wie Er mich führt, so will ich gehen, wie Er es zuläßt mich ergeben.

   In der vergangenen Nacht 2 Uhr ist der neuangekommene Peter Wiens von der Molotschna, ein Sohn der Wittwe Dietr. Peters in Wernersdorf, hier nach 14tägigen hartem Leiden gestorben, im Alter von 33 J.. Hinterläßt die Frau mit vier Kindern. Das Erfreulichste schließlich bei der Sache mit Wiens ist, daß er noch zuletzt durch die wunderbare Gnade Gottes als ein Brand aus dem Feuer ist gerettet worden. Noch empfehle ich Dir die herzlichsten Grüße an die sehr lieben Bekannten, Brüder und Amtsbrüder ... ja Alle, die Jesum lieb haben, und auf seine Zukunft warten, denn unsere Zukunft ist die Ewigkeit, und wir glauben an die nahe Zukunft des HErrn. Ja, th. Brüder, die persönlichen, seligen Stunden, die wir zu einer Zeit pflegten, sind zwar längst verschwunden, doch kehren sie noch einmal zurück, besonders das, was wir im Glauben geredet und zu Gottes Ehre gepflegt haben, Einmal, o seliges Einmal! Im Reiche Gottes, da sind wir Alle erleuchtet durch und durch, und haben Alle einerlei Sinn und Meinung, und zwar den reinen Sinn Christliebe. Da erfahren wir es im vollen Sinne des Worts, was ich schon angeführt habe:. „Alles ist Euer.”

    O Brüder, ich grüsse Euch mit dem Wunsch des Herzens: Wollen uns die Hand zum Wirken für das Reich Gottes reichen, der Herr wirds segnen, betet für mich, ich bin schwach nach Leib und Seele. Betet für unser Häuflein hier in Taschkent; es gibt mitunter recht schwere Tage. Röm. 3, 21. „ist werth in diesen legten Tagen sehr nachzudenken, und zu beherzigen, damit es dem Wirken fürs Reich Gottes keinen Abbruch thue. Abraham Peters.

1882-02-05

    Die meisten Auszügler sind davon beseelt, dass sie wahrhaftig die letzten Tage der Menschheit erleben. Sie glauben und hoffen auf die "nahe Zukunft des Herrn." Das gibt ihnen Ausdauer und Kraft für die beinah unüberwindlichen Hindernisse, mit denen sie sich täglich abgeben müssen. Um so mehr erstaunt es uns heute, dass da ein Peter Wiens war, der sich erst im Augenblick des Todes bekehrte und gerettet wurde wie "ein Brand aus dem Feuer". Waren also auch Ungläubige mitgezogen?

    Abschließend bekennt der Briefschreiber, dass es "mitunter recht schwere Tage gibt." Worauf bezieht er sich? Die Schwierigkeit ein Land für die Besiedlung zu finden? Die Jünglinge vom Militärdienst zu befreien? Oder waren es vielleicht Streitigkeiten unter den aus vielen Dörfern zusammengewürfelten Mennoniten?

 

    Immer wieder begegnen wir den Ausspruch "nach unserem Styl". Die Zeitrechnung in Russland hatte sich früher an einen anderen Kalender gelehnt. Der Zar Peter I. hatte eine Reform durchgeführt, aber die Menschen datirten immer noch gerne ihre Tage nach dem "alten Styl".

   Peter I. hat am 19. August 7208 per Gesetz angeordnet, dass der nach dem zu diesem Zeitpunkt noch gültigem (alten) Kalender auf den 1. September fallende Jahresbeginn 7209 auf den 1. Januar 1700 fällt. Rückgerechnet hat er das Gesetz nach dem neuen, julianischen Kalender also am 19. Dezember 1699 erlassen. Näheres siehe Hier 

 

Taschkent 5. November 1881.

    Geliebte Geschwister in Christo! Was kann es schönres geben, und was kann selger sein, als wenn wir unser Leben, dem Herrn im Glauben weih'n? Mit nicht geringer Freude durfte ich vergangenen Sonnabend d. 31. Oktober deinen werthen Brief nach unserm Styl vom 3. September lesen.

   Nun, geliebter Bruder, wie du uns aufgeforderst zur Theilnahme an Euren Empfindungen, so muß ich auch Euch mitzuempfinden ersuchen von dem, was mir empfinden. Doch es geht mir eigenthümlich. Ich weiß nicht, ists Freude oder Trauer, woran Ihr theilnehmen sollt; ohne tiefe Seufzer und manche Thräne gehts eben unsererseits nicht ab. So manches mal haben wir, seitdem wir unsere Hochzeit gefeiert, unsern Wohnort gewechselt. Es sind der Orte, wo wir gewohnt eben so viel als wir Kinder zählen, und das sind 6 Söhne und 3 Töchter; und noch haben wir sonst nirgends einen Grabhügel gemacht, hier aber in Taschkend birgt eines der 28 Gräber, die wir hier gemacht, die Hülle unseres ältesten Sohnes. Da wär ich mir denn sonst klar, daß ich Euch zum Mitweinen auffordern würde, doch es hat der Herr gethan, und Gottlob! wir wissen unsern Jakob bei Jesu; daß er zu Jesu gehe, versicherte er uns noch mit dem letzten Odem. So können wir uns denn einerseits freuen; er ist alles Leids überhoben, anderseits aber vermissen wir ihn sehr. Im vorigen Winter half er in der Schule; jetzt aber vertritt Heinrich Janzens Kornelius seine Stelle. Hiermit ist auch deine Frage, ob Janzens hier sind, beantwortet. Auch Jakob Funk ist hier, er ist noch ledig.

   Den 9. Oktober durften wir sie mit noch 3 Familien von der Molotschna und 6 Familien vom Kuban begrüssen. Ihre Reise hierher ist über Erwarten glücklich zurückgelegt. Krankheit haben sie ganz wenig leiden dürfen, gestorben ist keiner, außer am Trackt (Wolga) ist ein kleines Kind gestorben während sie sich dort die Fahrzeuge herrichteten. Bis dahin nämlich waren sie per Dampf gefahren. Pferd ist auch keines gefallen. Du hast auch von H. Janzens und ihren Kindern Briefe zu erwarten, jetzt lassen sie alle sehr grüßen. Die Anna ist krank, auch Heinrich kränkelt. J. Funk lässt auch sehr grüßen, er hat es hier gleich sehr drog, eben weil ihm allerlei zur Hand steht. Er richtet sich jetzt eine Werkstube ein, er gedenkt sich sein Brod mit Tischlerarbeit und Malerei zu verdienen.

1882-02-05

 

   Die mennonitischen Aussiedler, die an der Wolga wohnten, machten die erste Strecke mit einem Schiff. Dann kauften sie sich Pferde und Wagen für die weitere Strecke. Dass ein J. Funk sein Leben in der Fremde mit Tischlerarbeit und Malerei verdienen möchte, ist erstaunlich.

   Dieser Schreiber bekennt, dass das Leben nicht "ohne tiefe Seufzer und manche Träne abgeht". Er berichtet vom Tod seines Sohnes Jakob. Der Trost ist, dass er am Sterbebett versicherte, "noch mit dem letzten Odem, daß er zu Jesu gehe". Es sind aber sicherlich nicht nur die Toten, die den Ansiedlern Seufzer und Tränen hervorrufen. Welch andere Gründe mag es geben?

 

   Zur Verwunderung unserer Verwandten und Freunde müssen wir mittheilen, daß wir noch keinen Ansiedlungsplan haben. Diejenigen Jünglinge, die bei der Uebersiedlung hierher 15 Jahre und darüber bis 20 Jahren waren, sind laut Gesetz schon verpflichtet zu dienen, und so gern man uns hier auch hat, über diese Angelegenheit ist man in Skruppel; Gott weiß, wie sie endlich wird gelöst werden. Sonst den andern Einwanderern sind Freijahre zuerkannt und Land gibt die Krone uns gern. Auch kann ichs nicht unerwähnt lassen, daß man uns hier in der Stadt jetzt schon den zweiten Winter das Quartier unentgeltlich läßt, so auch Lokalitäten für Schule und Gottesdienst. Gegen unsern Gottesdienst bezeugt man wahre Hochachtung ja überhaupt genießen wir hier Achtung, die an jenes „Hosianna” in Jerusalem erinnert, Gott weiß, ob vielleicht bald das ‚‚Kreuzige‘ auch in Erinnerung kommen wird. Was diese Achtung anbelangt, so ist das selbstverständlich von der russischen Bevölkerung vorzüglich gesagt, aber auch die Einheimischen verdienen in dieser Beziehung unser Lob.

   Es sind meistens Mohamedaner, und in ihren Sitten und Gebräuchen noch recht alterthümlich. Durch manchen Anblick wird man an verschiedene Ausdrücke in der Bibel erinnert. Wenn man die hiesige Bauart besieht, denkt man an das Dachaufgraben der Viere, die den Gichtbrüchigen vor Jesu ließen. Denn man hat einfach Balken auf die Mauer gelegt, dann aufgespaltene Aeste in der Dicke eines Kinderarms von einem Balken zum andern (manchmal recht dicht) übergelegt, dann kommt eine Bordan, eine aus trockenen Rohrstangen künstlich geflochtene Matte, bald größer bald kleiner, von der Größe eines Deckels einer deutschen Kiste, diese sind dann aus gespaltenem Rohr gefertigt, recht schön, bis zur Größe einer kleinen doppelten Scheuerthüre rsp. cir., 4 Arschin lang und eben so breit. Auf diese Bordanien, die auch zu verschiedenen andern Zwecken verwendet werden, schüttet man Erde, tritt diese fest und verschmiert oben auf mit gutem Lehm. Da ists denn bei einiger Mühe möglich, ein Bette mit einem Kranken durchzubringen. Kein Nagel, weder hölzern noch eisern ist zu solchem Bau nothwendig.

   Sieht man wieder das Kameel mit Futter, Klee over Luzerne beladen eins hinter dem andern zusammengebunden, oft das folgende am Schwanz des vorhergehenden, einherschreiten, und ihnen ist entweder mit einem Strick geradezu das Maul zugebunden, während man den Strick am Unterkiefer und Schnauze herumschnürt, wie wir es wohl dem zu schlachtenden Rind oder Schwein thun, oder sie haben ein eigens dazu verfertigtes Maulnetz auf, dann denkt man an jenes Wort: „Du sollst dem Ochsen der da drischt das Maul nicht verbinden.”

    Wiederum bin ich durch den eigenthümlichen Bau hiesiger Thore, die sich oft unter einem ziemlich großen, sorgfältig gebauten Dach befinden, an die Verhandlung über das Erbe Elimelechs und die Heirath der Ruth erinnert. Unter solchem Thore hat eine ziemliche  Platz. Wenn Freunde zusammentreffen, die sich etwa selten treffen, oder die sich besonders lieben und ehren, so sieht man eine Begrüßung so ceremoniell, daß man denkt, darum habe der Heiland auch wohl das Grüßen auf dem Wege verboten, wenn Er seine Jünger mit besondern Aufträgen aussandte.

   Doch ich muß mich kurz fassen, daß mein Brief auf die Post kommt. Sende anbei einen Brief von Bruder Johannes Penner, früher Bezirkslehrer von Köppenthal (Wolga). Er ist als Gemeindelehrer von dort mit hergekommen, und als solcher mitgegangen nach Buchara, wohin die Brüder von der Wolga gingen, um dort zu suchen, was man uns hier noch nicht versprochen, Freiheit auch für die in Rede stehenden Jünglinge. Einen unter ihnen hatte nämlich das Loos getroffen, und die Behörden machten Ansprüche an ihn. Spätere Nachrichten aus Buchara bringen noch nichts Erfreulicheres, als gedachter Brief von Br. Penner enthält. Scheints dir geeignet, so verschaffe ihm Platz in der „Rundschau.“ Auch sonst magst aus diesem Eindrücken, was dir eben geeignet scheint.

    Eure Geschwister Jak. u. Agatha Janzen.“

1882-02-05

 

Taschkent --> Buchara (Hier)

 

   Langsam dämmert es den meisten, dass die Jünglinge vom Militärdienst nicht freikommen werden. Darum zieht eine Gruppe über 500 Km weiter nach Buchara (siehe heutige Route), "um dort zu suchen, was man uns hier noch nicht versprochen, Freiheit auch für die in Rede stehenden Jünglinge".

   Er bekundet die Achtung, die die Gruppe von den hiesigen Bewohnern bekommt, ist aber darüber mißtrauisch, ob nicht nach dem "Hosiana, vielleicht bald das Kreuzige" kommen wird. Schade, dass er keine Erklärung dafür gibt. Was hat ihn zu dieser Feststellung bewegt?

    Hoch interessant ist, dass er bei der Bauart der Häuser, z.B., der Thore, an Geschichten der Bibel erinnert wird, wie die Jünger den "Gichtbrüchigen vor Jesus" durchs Dach des Hauses niederließen.

 

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