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Turkestan
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1882: die Mennoniten befinden sich nun über 100 Jahre in Russland. Es ist ganz ihre Heimat geworden. Da können sie sich endlich ausbreiten, neue Ländereien für ihre Nachkommen kaufen, neue Kolonien gründen.
Die russische Regierung arbeitet nun daran sie tiefer zu verwurzeln, dadurch dass mehr Fächer in russischer Sprache unterrichtet werden müssen und dass die Jünglinge den Militärdienst leisten müssen.
Das erschreckt viele. Tausende verkaufen Hab und Gut und ziehen in die USA und nach Kanada in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Andere ziehen ins innere Asiens, in grenznahen Gebieten, wo sie hoffen, dem "schrecklichen" Militärdienst ihrer Söhne zu entfliehen. Viele aber ziehen auch dorthin, weil Klaas Epp das baldige Wiederkommen Jesu im inneren Asiens vorausgesagt hat. Sie wollen dabei sein.
Die Mennonitische Rundschau vom 1. August 1882 bringt folgende Meldung:
Endlich wird der am 4. Februar d. J. eingetretene Tod des Aeltesten Abraham Peters, Taschkend, Asien, durch ein Schreiben von dort bestätigt. Der uns von einem lieben Freunde zugesandten Abschrift des werthvollen Schreibens entnehmen wir außerdem noch, daß Jakob Janzen an Peters Stelle zum Aeltesten gewählt ist.
Peters war Lehrer und wurde 1873 zum Prediger gewählt. Unter dem Einfluss einer Erweckung, die die mennonitischen Siedlungen erfasste und der Einführung der Wehrpflicht wurde er – wie Claas Epp – zum Anführer mehrerer Dutzend mennonitischer Molotschna-Familien, die 1880 nach Zentralasien gingen, um dort Zuflucht vor der Trübsal zu suchen, die sie für nahend hielten.
Nach der Ankunft in Taschkent verhandelten seine Gruppe und die von Epp mit den dortigen Machthabern über ihre endgültige Ansiedlung. Peters starb, bevor sich seine Gruppe schließlich im Tal des Talas-Flusstals niederließ, sechzig Kilometer südlich und östlich von Aulie-Ata. Quelle: Gameo
Am 29. März waren die lieben Geschwister noch in erwähnter Stadt, wollten aber nach Ostern auf das Land ziehen, welches 300 Werst (östlich?) entfernt zwischen Gebirgen liegt und sehr wasserreich ist. Der Schreiber, Abraham Koop, sagt 30 Werst vom neuen Ansiedlungsplatze ist Urwald, und es wird auch noch keine Beschwerde haben, das Holz zu holen. Wir bekommen 20 Stämme auf jede Familie, wofür wir später für jeden Stamm 25 Bäume pflanzen sollen und zwar in unsrer Nähe, gleich in dem Plane. (Wahrscheinlich auf dem Lande der Ansiedler, was die Bedingung zu einer höchst weisen und praktischen machen würde. Edr.)
Die Bäume werden hier sehr dicht gepflanzt, nur einen Schritt auseinander, und zwischen den Reihen läuft das Wasser. Die Reiskultur kommt den lieben Geschwistern wunderbar vor, indem man mit zwei Ochsen vor der Egge immer im Wasser fährt. Weiter heißt es „Der Klee wird fünfmal im Jahre gemäht; habe mir auch schon zum Säen gekauft, nämlich das tb. für 10 Kop.; zu einer Dessj. bedarf es 120 tb. Unsere Butter preist von 80 Kop. bis 1 Rbl. per lb; die der Einheimischen ist bedeutend billiger. Das Leben in der Stadt kommt theuer."
Der Winter war hier ziemlich lang und kalt, doch für die Meisten der Unsrigen ziemlich gesund.
1882-08-01
Sie sind jetzt ungefähr eineinhalb Jahre von zu Hause weg. Bisher lebten sie in der Umgebung von der Hauptstadt Taschkent. Nun ziehen sie aufs Land, über 300 Km ab von der Stadt.
Wir Mennoniten waren während unserer ganzen Geschichte keine Stadtmenschen, wir hatten Angst davor. Lieber zog man weit weg aufs Land. Dort fühlte man sich sicherer seinen Glauben und seine Kultur zu erhalten.
Dort gibt es Wald. Sie dürfen 20 Bäume fällen, müssen dafür aber 25 neue Bäume pflanzen. Da kommen sie in Kontakt mit Reisanbau, was sie für wundersam halten, denn es war ihnen unbekannt.
Es folgt eine Meldung des Herausgebers der Rundschau:
Unsere Befürchtung, die für Taschkend, Asien, bestimmte Sendung "Rundschau“ möchte vielleicht nicht ihren Bestimmungsort erreichen, hat sich zu unserer Freude nicht bestätigt. Die letzten Nachrichten von dort lassen ersehen, daß die Geschwister das Blatt erhalten und die „vielen Berichte” gerne lesen. Wahrscheinlich werden sie in Zukunft unser Blatt auch reichlicher mit Nachrichten von ihrem Ergehen versehen.
Vergeßt es nicht, ihr lieben Schreiber in Amerika, Europa und Asien, die „Rundschau“ will und kann der allgemeine Sprechsaal werden, wo die räumlich geschiedenen Freunde und Bekannten mit einander verkehren können.
1882-08-01
Die Redaktion der MR fragte sich, ob die von Nordamerika abgeschickten Exemplare die Mennoniten in den vielen Ansiedlungen Russlands erreichen. Nun weiß man, dass die Rundschau tatsächlich ankommt, selbst im entferntesten Asien.
Immer wieder betont die Leitung der Zeitschrift, dass es keiner bestimmten Gemeinde angehört, sondern als allgemeiner "Sprechsaal" werden möchte, "wo die räumlich geschiedenen Freunde und Bekannten (Russland, Preussen, Amerika) mit einander verkehren können."
In der folgenden Mitteilung vom ... erfahren wir, dass die Gruppe nun ins noch weiter entfernte Aulie Ata zieht. Die Route auf Google Maps: hier
Hier
Auf dem schon in voriger Nummer erwähnten neuen Ansiedlungsplatze in Aulieata, Turkestan, der 325 Werst von Taschkend entfernt ist, sind nun von den Mennoniten drei Dörfer angelegt Gnadenfeld, Gnadenthal und Köppenthal. Durch die Vermittlung unsrer werthen Correspondenten J. T. und J. P. Rßl., können wir unsern Lesern die Briefe mittheilen, die von Asien an ihre Verwandten in der alten Heimath geschrieben wurden und uns über die dortigen Zustände aufklären.
Drei Dörfer werden gegründet: Gnadenfeld, Gnadenthal und Köppenthal.
Die Leitung der Rundschau gibt bekannt, dass sie ihre Informationen durch Briefe aus Asien erhält, dadurch dass die zurückgebliebenen Verwandten in den alten Dörfern sie an die Rundschau weiterleiten.
Erster Brief, geschrieben am 24. Mai von Kornelius Dück, früher Wernersdorf, jetzt in Gnadenfeld, Turkestan.
Geliebte Eltern, Schwager und Schwägerinnen! Aus Liebe gedrungen gebe ich Euch durch diese Zeilen ein Lebenszeichen von uns und will ich Euch etwas von dem Uebergang aus Taschkend auf unser Land erzählen.
Am 8. April reisten wir von Taschkend ab, und obzwar es schon spät im Frühjahr war, hatten wir doch anfänglich schweren Weg, indem derselbe sehr enge ist. Eine Strecke von 15 Werst ist dieser Weg von einer 3—4 Arschin hohen Mauer umgeben. An Sümpfen fehlte es auch nicht, wir haben uns einige Mal vorlegen müssen; kurz, der Weg war schlecht, und die Wagen, welche in Taschkend beim Steinefahren schon ziemlich benutzt und abgeschwächt wären, hielten nicht alle aus. Es sind in der Reisegesellschaft 4 Räder und etliche Spannägel gebrochen; auch der unsere brach, auch einige Reifen platzten. Alles mußte auf freiem Boden zurecht gemacht werden.
An Weide fehlte es nicht, wir lagen auf grünem Platze. Der Erdboden war uns der Feuerheerd und die Hobelbank, und es sah recht sonderbar aus, doch in Zeit von drei Stunden war ein Rad fertig. Sonst war es lieblich zu reisen. Die Blumen standen auf allen Feldern in schönster Blüthe, es waren meistens rothe Tulpen, solche, wie man sonst in den Gärten hat; auch gibt es hier Maitulpen den dortigen ähnlich, aber größer.
Über 300 Kilometer mussten sie zurücklegen, die Wagen waren geschwächt, denn in Taschkent hatten sie ihr Einkommen gemacht, dadurch dass sie für die Stadtverwaltung Steine gefahren haben.
Sie mussten Sümpfe bezwingen und schlechte Wege. Er spricht auch von "Reifen", hatten ihre Wagen also keine Eisenräder?
Heute Tschemkent (Schymkent)
Unsere Reise ging also bis Tschemkent, so wie ich vormals beschrieben, zurück. Dav. Reimers, Wernersdorf, und Wilh. Bärgs, Tiegerweide, die mit den [in der Stadt Turkestan lagernden] Wolgaern zusammengereist waren, kamen in Tschemkent an, als wir abfuhren. Da wir aber in zwei Theile fuhren, trafen die Unsern sie daselbst noch an.
Bemerke noch, daß Dav. Reimers Peter, der vom Wagen gefallen, durch Uebergang eines Wagenrades einen Arm gebrochen, ist aber wieder ziemlich in Ordnung. Kornelius Reimers sind bei einem Arick umgestürzt, wobei sie, die Frau Reimer, den Vorderzahn ausgeschlagen.
Auf dieser Reise haben wir wieder Gebirge überschritten. Von da an, wo wir aus dem Postwege gebogen, haben wir bis Ort und Stelle immer zwischen zwei Gebirgsketten im Thalle gefahren. Es sind von Taschkend bis zu unserem letzten Wohnort ungefähr 325 Werst. Südlich haben wir ungefähr 1 Werst, nördlich 7—8 Werst die Gebirge vor uns; da sehen wir mit unsern Augen stets Sommer und Winter gegeneinander. Mitunter sieht man in einer Entfernung von 2 Werst Schnee fallen, regnen, dunkel und Sonnenschein zugleich.
Hätte es mir Jemand früher erzählt, ich hätte es nicht geglaubt, und doch ist es so. Diese Gebirge ziehen sich vom Westen nach Osten. An der nördlichen Seite des Gebirges fließt ein bedeutend stark fließender Fluß, derselbe heißt Talas-Tal.
Man reist in geteilten Gruppen, die Leute aus der Molotschna bilden eine, die von der Wolgagegend kommen, bilden eine andere Gruppe. Es dauert, bis sich die ursprünglichen Unterschiede verwischen.
Ich habe oft in Curitiba gehört: "Ach, das sind Leute vom Kraul!", "Jener kommt von Stolzplateau". Obwohl die meisten nur ganz kurz in Stolzplateau gewohnt hatten, wurden sie später in Curitiba von den Kraulern unterschieden, als ob diese kurze Zeit die Menschen so sehr geprägt hätten.
Jemand hat auf dieser Reise den Arm gebrochen, der andere den Vorderzahn ausgeschlagen. Das war den Daheimgebliebenen sehr wichtig.
Sie fuhren im Tal und hatten hohe Berge an den Seiten, wobei sie also zur gleichen Zeit Schnee, Regen und Sonnenschein erleben konnten. Wäre das Ganze nicht mit soviel Unsicherheit und Strapazen verbunden, könnte es als sehr schön betrachtet werden.
Da nun liegen unsere Dörfer, als Gnadenthal auf dem westlichen Ende, Gnadenfeld in der Mitte, und Köppenthal (wo die Wolgaer Geschwister wohnen) auf dem östlichen Ende längs dem Gebirge. Unser Plan, der alle drei Dörfer faßt, ist ungefähr 24 Werst breit und 4 Werst lang. Durch diesen Plan gehen aus dem Osten nach Westen neun Haupt-Bewässerungskanäle, ohne die kleinen. Längst der Gasse zieht sich an unserer Seite auch ein kleiner Arick, woraus wir das Wasser zu unserm Gebrauch schöpfen. Wir kamen am 21. April hier an, hatten von da an, wo unser Weg den Postweg verließ, einen Kirgiesen nebst einem Dolmetscher zum Wegweiser.
Wer in welche Ansiedlung zieht, wird auch dadurch bestimmt, woher man ursprünglich kommt. Das große Ziel, die Wiederkunft Jesu zusammen zu erleben, ist nicht genug, um die Gruppen zu verschmelzen. Oder hatten diese Leute dieses Ziel schon fallen gefallen und es jenen überlassen, die ins entfernte Uzbekistan gegangen waren unter der Leitung des Propheten Klaas Epp?
Denselben hatte der Natschalnik von Aulieata uns entgegen gesandt, um nicht zu irren. Am 22. April kam der Natschalnik selbst mit Peter Wiebe und Pet. Pauls zusammen. Dieselben waren von Tschemkent per Post nach Aulieata gefahren, um den Natschalnik in Kenntniß zu setzen, daß wir kämen.
Auch das Getreide, welches wir und von einem Kaufmann aus Taschkend, Namens Iwanow, zur Saat und zum Essen angeliehen, auf Kameelen zu bringen; bestehend in Summa, 2einhalb Batman Weizen, 1 Batman Gerste und 3 Batman Hafer auf jede Familie. Ein Batman sind 12 Pud. In Taschkend waren es 11 Pud und in einer andern Stadt 10 Pud. Hier hat fast jede Stadt ihr eigenes Maß.
Nach Ankunft des Natschalniks wurde uns die Wahl ertheilt, ein Stück Land auszusuchen. Wir wählten also dieses, worauf wir jetzt sitzen. Die Oberfläche des Landes sieht ziemlich schön und eben aus, blickt man aber auf die Erde, so fällt es dem natürlichen Wesen nach nicht sehr in die Augen, weil die Erde gelb ist, doch sagen die Einheimischen, es gebe hier recht viel Getreide. Wie sich’s bewähren wird, werden mir später erfahren. Das Gras, welches hier wächst, ist fast lauter Stein-Klee, und ist auf Stellen ziemlich dicht.
Der "Natschalnik" ist eine örtliche Autorität, mit dem sie es regeln, wo die Dörfer angelegt werden. Klugerweise hatten sie auch Samen verschiedener Körner mitgebracht, um sie hier anzupflanzen. Was sie besonders stört ist die Farbe der Erde, die gelb ist. Die Einheimischen sagen aber, dass es dem Getreidepflanzen kein Abbruch tut.
Am 26sten fuhren wir auf unsern Plan, maßen die Hofstellen ab, und alsdann fuhr ein Jeder auf seine Stelle. Ein paar Tage nach unserer Besteigung der Hofstellen kam auch der Feldmesser, uns das Land abzumessen. Es wurden auf jede Familie 10 Dessj. abgemessen, auch ich und andere ledige Personen bekamen unsere 10 Dessi. Land. Auch bekam jede Familie 25 Rubel Hilfsgeld von der Krone angeliehen, und zwar ohne Interessen. Für das angeliehene Getreide müssen wir aber für jedes Pud 5 Prozent zahlen.
Eine Dessjatine ist etwas mehr als ein Hektar. Die Zentralregierung Russlands freut sich über die Ansiedler und schenkt ihnen sogar etwas Hilfsgeld für den Anfang.
Die obigen Informationen entstammen einem Brief, der nach Verwandte in die ursprünglichen Dörfer geschickt wurde. Nun folgt ein zweiter Brief:
Zweiter Brief, geschrieben von der Gattin des Dietrich Braun an ihren Sohn Abraham in Steinfeld, Südrußland:
Wir sind, dem Herrn sei Dank, ziemlich gesund, und obzwar ich den Winter recht an Gicht gelitten, hat mich der Herr doch wieder aufgeholfen. Jedoch spüre ich bei dem wechselhaften Wetter, welches hier ist, noch immer etwas davon. Auf den Gebirgen liegt der Schnee, und wenn es sonst auch ziemliche Hitze ist, und der Wind weht einmal über das Gebirge her, so wird es so kalt, daß man sich etwas überziehen muß, und da kann mein Körper nicht dagegen.
Unsere Susanna hat sich verheirathet, und so bin ich nun mehr auf mich selbst angewiesen. Zwei Pferde sind uns in Taschkend gefallen; eine Kuh haben wir auch nicht, auch kein Geld, eine zu kaufen, und so steht unsere Lage ziemlich bedrängt; zu essen haben wir noch immer gehabt, aber wie es geht, ohne Kuh, ohne Schwein, ohne Kartoffeln u.s.w. wird Dir wohl deutlich sein.
Bilder von Menschen, die an der Gicht leiden: Hier
Die Frau beschreibt ihr Leiden und die Armut: zwei ihrer Pferde sind gestorben, sie haben keine Kuh, kein Schwein, keine Kartoffeln und kein Geld. Wir können es uns heute unmöglich vorstellen, wie immens die Armut war. Werden da nicht manchmal die Zweifel aufgekommen sein: "Wären wir doch lieber zu Hause geblieben?"
Wir wohnen noch immer im Wagen, wollen, so Gott will und wir leben, anfangen zum Bau Ziegeln zu streichen; Bauholz können wir aus einem Kronswald haben, 20 Stämme auf jegliche Familie, wir sollen dafür aber für jeden Stamm 25 Stück junge Stämme setzen.
Weggereist sind wir von Taschkend den 8. April und den 26. auf unsern Ansiedlungsplatz hinaufgefahren.
Den 2. Mai fingen wir an zu pflügen und beendigten dasselbe in den letzten Tagen des Mai. Wir haben gesät: 1 Dessj. Weizen, 1 D. Gerste, 1 D. Hafer, 3 D. Hirse und ein wenig Kleesamen. Was davon werden wird, ist dem Herrn allein bekannt, Er wirds ja versehen; Er selbst hat ja gesagt „Ich will euch nicht verlassen noch versäumen.“
Äußerst schwere Bedingungen, die meisten von uns heutigen Mennoniten würden solches nicht mehr wagen, aber ihr Gottvertrauen ist tief verankert. Welch unglaublichen Hindernissen bezwingen Gläubige, wenn sie nur recht im Glaube fest sind!
Das Land, worauf wir uns gesetzt, ist gelbe Erde. Es sieht unserm anders gewohnten Auge nicht schön, doch sieht man die Fruchtbarkeit von demselben. Der Steinklee wächst hier größer als dort, d. h. wenn das Land bewässert wird; derselbe hat braune Blumen, sonst sieht er gerade so aus wie dort. Die Kultur des Landes ist hier mit viel mehr Mühe verbunden als dort, trotzdem die Bewässerungskanäle fertig waren.
Land haben wir für jegliche Familie 10 Dessjätinen; dasselbe können wir meistentheils beackern, denn das Vieh können wir so weit es uns beliebt in den Gebirgen weiden, von welchen wir an der Südseite ungefähr 1 Werst entfernt wohnen, in drei Dörfern, wovon eins von den Wolgaern gebildet ist. Bemerke noch, daß in den Gebirgen viel Adler hausiren. Bei dem Aase eines gefallenen Pferdes allein sah man 11 Adler. Auch andere große Vögel und wilde Thiere befinden sich allda.
Regen fällt also kaum. Das Feld muss bewässert werden durch Kanäle, die vom Fluss zugeführt werden. Wie wohl diese Bewässerung geschah? Maschinen hatten sie ja keine dafür.
Es folgt ein dritter Brief. Dietrich Braun schreibt ihn an seine Tochter Margaretha, die sich nicht dafür entschließen konnte mitzuziehen.
Dritter Brief, geschrieben am 5. Juli 1882 von Dietrich Braun an seine Tochter Margaretha:
Da wir jetzt durch Gottes Hilfe auf unserm uns von Gott durch die Obrigkeit geschenkten Ruheplatz angekommen sind, wollen wir Dir auch etwas von unserm Befinden berichten. Am 8. April wurde die Reise von Taschkend hierher angetreten. Manche Versäumnisse traten ein, da Einem oder dem Andern ein Rad oder sonst etwas am Wagen brach, welches der schlechte Weg verursachte. Dann mußten wir Alle so lange liegen, bis es wieder fertig war. Es wurde auf freiem Boden ohne Hobelbank Alles verfertigt; aber der schöne Frühling mit seinen bunten Blumen und dem grünen Grase erfreute uns Herz und Sinn, daß und die Reise trotz aller Hindernissen doch nicht lang vorkam.
Wir kamen also den 21. April hier an; diese unsere Weiterreise beläuft sich auf 325 Werst. Hier mußten wir den Ujesdnij Natschalnik (örtliche Autorität) aus unserer Kreisstadt, welche ungefähr 75 Werst von Hier entfernt und unsere nächste Stadt ist, erwarten; derselbe sollte uns den Platz der Ansiedlung anzeigen. Des andern Tages kam derselbe, und als Alles geordnet war, fuhren wir den 26. auf unsern Ansiedlungsplatz hin.
Wir wohnen zwischen zwei Gebirgen im Thale, welches im Durchmesser etwa 10 Werst breit ist. Dieses Thal sind wir bei 110 Werst entlang geschritten, es liegt von Westen nach Osten. Unsere drei Dörfer liegen ungefähr eine Werst von dem an der Südseite liegenden Gebirge ab; auf denselben sieht man stets Sommer und Winter gegeneinander. Wenn es regnerisch ist, sieht man die Gebirge so voll Nebelwolken liegen, daß es doch recht wunderbar ist.
Flüsse sind Hier sehr stark fließende und drei in unserer Nähe. Wassermühlen haben die Kirgisen recht viel, im Werth von 10 bis 50 Rubel; sie sind nicht sehr groß, was ja der Preis auch schon anzeigt. Das Bauholz haben wir auf einem sehr beschwerlichen Wege, 35 Werst weit her aus den Gebirgen zu holen. Bei jetziger Zeit müssen wir durch einen stark fließenden Fluß, welcher aber später abläuft...
1882-09-01
Die Rundschau übernimmt nun eine Veröffentlichung, die im "Gemeindeblatt" der Mennoniten Deutschlands veröffentlicht wurde. Der Bericht wurde wahrscheinlich von jemandem geschrieben, der in einer der Mutterkolonien wohnte und gut Bescheid wusste. Er beschreibt, wie sich die Aussiedler in kleinere Gruppen gespalten haben.
Diese Beschreibung betrifft jetzt die Gruppe, die ins damalige Ausland gezogen war, um nicht unter die russische Gesetzgebung zu fallen. Die obigen Briefe beschrieben die Mennoniten, die in Turkestan, einer russischen Provinz geblieben sind.
Aus dem „Gemeindeblatt“ ersehen wir, daß die Spaltung unter den nahe der Buchara liegenden Wolgaern immer unheilbarer wird. Wie in N. 14 unseres Blattes mitgetheilt wurde, sind dort drei Partheien.
Nun wird mitgetheilt, daß die Hauptgemeinde, 18 Familien, geleitet von Pr. Töws, sich auf der russischen Seite Land gepachtet, geackert und gesät hatte. Da die bis zum Frühjahr gewährte Frist verstrichen war, wurde ihnen die Aufforderung des Gouverneurs von Samarkand vorgelegt, sich zu entscheiden, ob sie zurück nach Taschkend (zu den Molotschnaer Brüdern) oder vorwärts nach Buchara geben wollten. Die Antwort der bedrängten Gemeinde lautete, daß sie ohne Erlaubniß nicht nach Buchara hineingehen, daß sie aber auch von ihrem bisherigen Glauben nichts aufgeben könnte, und die Regierung bäte, in irgend einer Weise helfen zu wollen.
Diese Gruppe ist auf russischer Seite, an der Grenze zum Ausland, von wo sie vertrieben wurden. Nun drängt sie der russische Gouverneur dazu, Stellung zu nehmen: entweder ziehen zu den anderen Mennoniten auf russischem Gebiet in Turkestan und passen sich den russischen Gesetzen an und leisten den Militärdienst oder sie gehen nach Buchara, im Ausland.
Von Buchara wurden sie ausgewiesen, wollen aber nicht "von ihrem bisherigen Glauben" lassen und bitten die russische Regierung ihnen "auf irgend einer Weise" zu helfen.
Wir können uns heute kaum hineindenken, in welch schrecklichen physischen und seelischen Lage sich diese Geschwister befanden. Sie können nicht von ihrer Überzeugung lassen, dass ein Christ auf keine Weise Militärdienst leisten darf, selbst keinen Forsteidienst, aber das islamische Buchara, das damals im Ausland lag, erlaubt nicht ihre Anwesenheit.
Die zweite Parthie (10 Familien) hat die Brüder W. P. und G. H. zum Natschalnik (Kreischef) geschickt mit der Mittheilung, daß sie „unter allen Umständen’ nach Buchara hineingehen würden und keine Bitten an Buchara noch an Rußland hätten. Die letzte Nachricht von dieser Parthie lautet dahin, daß sie nächstens über die Grenze zu gehen gedächte. Jedenfalls wird ihr Loos ein trauriges sein, denn die Bucharen werden sie zurücktreiben und die Geduld der russischen Regierung wird dann auch ein Ende haben; wie ein gewisser Beamter angedeutet hat, werden die jegliche Obrigkeit verwerfenden Mennoniten alsdann per Etappe (gleich Verbrechern) zurück in ihre alte Heimat; geschickt werden.
Diese drei Gruppen an der Grenze zum Ausland, sind einander verfeindet, obwohl sie alle drei die baldige Ankunft des Herrn erwarten. Wie reimt sich das?
Diese Gruppe hat nun vor, auch gegen den Willen der Regierenden in Buchara, dorthin zurückzukehren. Der Schreiber dieses Textes der Rundschau meint, dass "ihr Loos ein trauriges sein" wird, denn irgendwann werden die Regierenden mit ihnen die Geduld verlieren und sie gleich Verbrechern behandeln sei es in Russland oder im islamischen Buchara.
Die dritte Parthie hat sich nach Aulieata begeben und dort mit den Molotschnaer Brüdern zusammen angesiedelt. Jedenfalls hat auch die Töwsche Abtheilung diesen Weg gewählt, doch laut den uns zu Gebote stehenden Nachrichten können wir es nur vermuthen, nicht aber behaupten.
Die letzte Reisegesellschaft mit ihrem Führer Klaas Epp hat in einer Stadt, welche Turkestan heißt, den letzten Winter zugebracht und wollten von da circa 10 Familien nach 34 monatlicher Ruhe zu dem Ansiedlungsplatze Aulieata ziehen, während die Uebrigen, etwa 30 Familien, sich vielleicht nach Buchara begeben.
Der Prophet Klaas Epp hat nur 10 Familien bei sich, die anderen haben sich alle von ihm abgewandt, obwohl viele weiter an die baldige Wiederkunft Jesu glauben.
In Extremsituationen - sicherlich wird es die auch in Zukunft geben - neigen Gruppen nicht zusammenzuhalten, sondern teilen sich in kleinere Gruppen auf, die den Standpunkt der Anhänger besser repräsentieren.
In ihrer Not richten sie nun ein Schreiben an den russischen Gouverneur in Turkestan, in dem sie ihm anbieten untertänigste Bürger Russlands zu sein, aber Befreiung vom Militärdienst bitten:
Interessant dürfte unsern Lesern noch die Bittschrift sein, worauf hin die Erlaubnis zur Ansiedlung in Aulieata erfolgte:
Seiner Excellenz dem Hrn. General Gouverneur von Turkestan Hrn. Kolpatowski
Der Mennoniten-Gemeinde aus dem Taurischen. Ergebenste Bitte.
In unserer gegenwärtigen Lage, die uns je länger desto drückender wird, wenden wir uns an seine Excellenz mit der innigsten Bitte, uns im Turkestanischen Gebiet, wenn möglich in der Nähe von Taschkend, falls aber die Möglichkeit dazu fehlt, dann im Auleatanischen Kreise als Landbauern einschreiben lassen zu wollen unter den Pflichten und auf die Rechte, die hier von Seiten der den Ansiedlern geboten wurden, und die uns in unserer Heimath gegeben wurden. Verpflichten uns dagegen weder durch Gewalt, noch List noch Betrug den Landesgesetzen zu widerstreben: möchten uns nur das Recht hiebei vorbehalten, später der hohen Regierung unsere Bitten um Befreiung vom Staatsdienste, wie es uns unser Gewissen befiehlt, vortragen zu dürfen.
Einer gnädigen Gewährung dieser unserer Bitte entgegenharrend zeichnen sich die Bittsteller.
Taschkend, 15. Jan. 1882
1882-09-01
Was wird wohl die Reaktion des Gouverneurs gewesen sein? Wird er gegen den Willen der Zentralregierung in St. Petersburg handeln können?
Sie waren ausgezogen, um dem Militärdienst ihrer Söhne zu meiden und um auf die Wiederkunft des Herrn zu warten.
Die Gruppe, die in Turkestan blieb, muß sich nun darauf gefasst machen, von der Regierung zum Militärdienst gezwungen zu werden. Eine kleinere Gruppe war nach Buchara, in Uzbekistan, damals Ausland, gezogen, wurde aber von den muslimischen Herrschern zurück nach Russland zurückgetrieben.
Nun schrieben sie einen Brief an den russischen Gouverneur der Gegend, mit der Bitte vom Wehrdienst befreit zu werden.
Wahrscheinlich werden wir bald erfahren, welche Begünstigung die russische Regierung unsern armen Brüdern hinsichtlich des Staatsdienstes gewährt. Wir hoffen das Beste. Nun ging uns folgender, direkt aus Asien kommender Brief vom Aeltesten Jakob Janzen zu:
Central-Asien, Nikolaipol 18. (30.) Juni. Gott zum Gruß für alle lieben Leser der werthen „Rundschau“! Das hiesige Klima bewährt sich bis jetzt immer noch als ein gutes; durchgängig weht des Tages, sobald die Sonnenstrahlen schärfer zu wirken anfangen, ein angenehm kühler Westwind. Ueberhaupt ist der Luftzug inzwischen den unser Thal begrenzenden Bergen sehr häufig und zwar fast regelmäßig Tags aus Westen und Nachts aus Osten. Man könnte deßhalb wohl fast fürchten, ob der Winter auch stürmisch sein möchte. Bis jetzt haben wir über Sturm noch nicht zu klagen. Die Nächte sind meistens stark kühl, jedoch hatten wir in letzter Zeit einige recht heiße Tage bis 29 Gr. R., wo der Luftzug so mehr ausblieb.
Der Gesundheitszustand ist befriedigend. In den zwei Monaten, die wir hier verweilten, ist unter uns, die wir aus den Molotschnaer Kol. sind, eine Person gestorben, und zwar Abraham, der 12 jährige Sohn des Peter Wiebe aus Wernersdorf. In Köppenthal, wo die Geschwister vom Trackt (Wolga) sind, starben zwei Jünglinge, beide Söhne des Corn. Janzen, und eine Jungfrau, Tochter der Geschw. Franz Eppen aus Frösenheim.
Die Heuernte ist zwar kärglich, doch weit reichlicher, als wir bei unserer Ankunft hier erwartet hatten. Man hofft noch auf Grummet (Laut Wörterbuch bedeutet "Grummet" = durch den zweiten (oder dritten) Schnitt innerhalb eines Jahres gewonnenes Heu). Unsere Getreideernte möchte der liebe Vater im Himmel auch reichlicher ausfallen lassen, als wir bis jetzt zu hoffen berechtigt scheinen. Denn nicht nur die späte Saatzeit kommt hierbei in Betracht, stellenweise fehlt es auch an der Vorrichtung der Bewässerung, d. h. die Hauptkanäle sind zu klein und liefern nicht hinreichend Wasser; dazu sind anfänglich noch in unserer Unkenntniß die Ausläufer ins Land durchpflügt worden und so die Sache erschwert.
Es fehlt uns sehr an Arbeitskraft. Einige Felder, wo dies alles nicht fehlte, erregen Bewunderung. Drückend fühlbar macht sich der Geldmangel, und ist es unser Flehen zu Gott, er möchte uns aus dieser Noth heraushelfen. Auch die Seuche unter dem Rindvieh läßt manchen Seufzer aufsteigen, obzwar sie nur langsam schleicht. Mehrere Familien sind ganz ohne Kuh. Wir sprechen mit dem Psalmisten: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Jak. Janzen.
1882-09-01
Die in Turquestan Gebliebenen befinden sich nun seit 2 Monaten auf ihren drei Kolonien. Sie lernen das Wetter kennen, ihre Kolonien liegen in einem Tal, wo es ständigen Luftzug gibt. Er beklagt ihre Unkenntnis des Landes und wie sie sich dort produktiv nun verhalten sollen, besonders schmerzt der Geldmangel. Das Geld, das sie mitgebracht hatten, wurde alles verbraucht, nun können sie sich nichts anschaffen, viele können sich nicht mal eine Kuh kaufen. Wer noch Kühe hat, die werden von Seuchen befallen. Die Lage ist bedauernswert.
Die Ausgabe vom 1. Oktober 1882 der Mennonitischen Rundschau druckt zwei Briefe der Ausgewanderten:
Asien
Es sind uns für diese Nummer direkt aus der dortigen mennonitischen Ansiedelung zwei Briefe zugegangen, die sehr deutlich darthun, wie die Mittel auf der langen und höchst beschwerlichen Reise vollständig ausgegangen sind.
Trotz ernstlichem Nachsuchen bei der Regierung, in Privatbanken u. s. w. ist es ihnen bis jetzt nicht gelungen, außer den frühern 25 Rbl. auf die Familie mehr Vorschuß zu erlangen. Wer will da helfen? Es freut uns, daß sich das Mitgefühl unter unsern Lesern bereits bemerkbar macht. Möchten die Gaben reichlich einkommen, wir wollen darüber in der „Rundschau“ quittiren, und sie schnell und sicher durch HE. Stieda den bedrängten Glaubensgenossen in Asien übermitteln.
In dieser Ausgabe stellen wir fest, dass kürzlich in USA eingewanderte Mennoniten Mitleid mit ihren Brüdern im fernen Asien haben und für sie Geld gesammelt haben, die über Herrn H.E. Stieda, der in einem baltischen Land wohnt, überwiesen werden.
Dem in Deutschland erscheinenden „Wächter" wird aus Südrußland berichtet „So weit die Nachrichten, welche Schreiber dieses über die mennonitische Auszugsgesellschaft in Turkestan zugekommen, reichen, hat sich dieselbe in drei Hauptparteien zertheilt. Der eine Theil hat auf die allgemeinen gesetzlichen Bedingungen für Uebersiedler nach Turkestan Land zur Besiedelung übernommen. Unter andern Erleichterungen haben solche auch 15 Jahre Freiheit vom Wehrdienst, außer den Jünglingen, welche jetzt schon über 15 Jahre alt sind und nach ihren Heimathsrechten den Dienst ableisten müssen. Nach 15 Jahren aber unterliegen sie dort dem vollen Soldatendienst.
Der Sonderdienst im Forstwesen ist ihnen, gleich den künftig aus Amerika zurückwandernden Mennoniten, wie man im Ministerium erklärt hat, ein für allemal verschlossen.
Die MR druckt Briefe, die Mennoniten an den Wächter, eine deutsche christliche Zeitschrift geschickt haben. Tatsächlich soll es Befreiung vom Wehrdienst geben, 15 Jahre lang, aber nur für solche, die unter 15 Jahre alt sind. Die älteren müssen den Dienst leisten und haben nicht die Möglichkeit den Ersatzdienst in einer Forstei abzuleisten so wie jene die sich in den Mutterkolonien befinden.
Ein andrer Theil jener Gesellschaft lagert in Wagen und Schilfhütten schon über zwei Monate auf der Stelle in der Bucharei, von welcher sie vertrieben worden. Doch werden sie dort scharf überwacht und hat man gedroht, sie bald wieder fortjagen zu wollen. Sogar will man den Verkehr mit andern Brüdern, welche aus Rußland etwa zum Besuch kommen, nicht zulassen.
Klaas Epp mit einem Theil seiner Reisegesellschaft sind auch nach der Grenze abgezogen; Epp hat sowohl Afghanistan als auch einen Ort, etwa 150 Werst weiter in die Bucharei hinein, für den rechten Ort der Bergung ausgegeben, welchen zuerst und welchen zuletzt, weiß Schreiber dieses nicht. Ein dritter Theil hat vorläufig seinen Sitz in Taschkend genommen, um abzuwarten.
Die radikaleren Mennoniten, die Klaas Epp folgen, sind bereit sogar in das nahe Afghanistan zu ziehen, denn vielleicht ist dort der Ort, an dem Jesus wiederkommen wird.
Dem „Gemeindeblatt" entnehmen wir folgende Correspondenz von der bucharischen Grenze.
Taschkend, den 21. Mai 1882.
Lange sind wir „nach Taschkend" gefahren, bis wir endlich am 11. d. Mts. auch sagen durften „nun sind wir in Taschkend!“ Am 5. Mai brachen wir in Taschkend auf. Krankheit unter den Pferden verursachten langsames Vordringen. Dieses Ende Weg war ziemlich interessant und recht belebt.
In Tschemkent kommt nämlich die große sibirische Poststraße und der von uns gefahrene, nähere Weg zusammen. Ein gut befahrener Weg ließ uns nun seine Vortheile vor einem fast nur von Karawanen betretenen gut spüren.
Wir sahen nur 7 Abtheilungen (je etwas über 100 Mann, 5 Abth. ein Regiment); im ganzen sollen deren aber aus dem Turkestanischen Gebiet 2000 Mann nach Europa zurückbeordet sein. Ueber die Frage wohin? wozu? wußten sie selbst keine Auskunft zu geben, doch meinten einige, es fände wohl ein Weltkrieg bevor. „Die Weissagung muß sich ja erfüllen,” sagte unter Anderm ein Kosak in ernster Stimmung zu mir, auf die Zustände im Westen hindeutend.
1882-10-01
Jemand berichtet von einer Reise, auf der er vielen Soldaten begegnet ist, die "nach Europa zurückbeordet" wurden. Die Zaren führten durchgehend Expansionskriege, um weitere Länder zu erobern Richtung Mitte Europa und auch Richtung Asien, um das russische Reich zu vergrößern.